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Im Rausch der Preise

Rosalia Cid (Nannetta), Marie-Nicole Lemieux (Mrs. Quickly), im Hintergrund: Nicole Chirka (Mrs. Meg Page), Eleonora Buratto (Mrs. Alice Ford) Foto: Semperoper Dresden/Jochen Quast

Das Jahrbuch der Zeitschrift »Opernwelt« wird stets sehnsüchtig erwartet, denn immer wieder werden darin die Besten der Besten gekürt, von renommierten Kritikerinnen und Kritiker für ihre künstlerischen Leistungen gewürdigt. In gleich zwei Kategorien fiel der Blick auch nach Dresden an die Semperoper, wo die italienische Sopranistin Eleonora Buratto zur »Sängerin des Jahres« und der Österreicher Paul Zoller zum »Bühnenbildner des Jahres« erhoben worden sind. Die aus Mantua stammende Sängerin ist aktuell mit den Endproben zu Giuseppe Verdis »Falstaff« beschäftigt, der ersten Opernpremiere dieser Saison, nahm sich aber dennoch die Zeit zu einem kurzen Gespräch.

»Die Premiere ist aus mehreren Gründen etwas ganz Besonderes für mich. Zunächst natürlich, weil es meine erste Saisoneröffnung in Dresden ist – das ist für mich sehr wichtig. Der zweite Grund ist eine kleine Kuriosität, denn dieser ›Falstaff‹ ist bereits die zweite Produktion von Regisseur Damiano Michieletto.« Eleonora Buratto wirkte bereits 2013 in seiner ersten »Falstaff«-Inszenierung in Salzburg mit, hat damals allerdings die Nannetta gesungen. »Jetzt begegnen wir uns wieder mit derselben Oper, in einer neuen Inszenierung – diesmal aber spiele ich die Alice. Das ist wirklich sehr schön, ich freue mich darüber.«

Foto: Silvia Lelli

Diese Nachricht, von »Opernwelt« zur Sängerin des Jahres gekürt worden zu sein, habe sie sehr glücklich gemacht, bekennt sie, »denn wenn so viele Kritiker einer Meinung sind, bedeutet das, dass mein Weg richtig war, dass ich es gut gemacht habe – und das macht mich sehr stolz. Aber das ändert nichts an meiner Arbeit an der Produktion. In der Vergangenheit, in der Gegenwart und auch in der Zukunft bringe ich immer das gleiche Engagement ein. Daran ändert sich nichts. Natürlich bin ich bei dieser Produktion sehr glücklich.«

Ein weiterer Anlass zur Freude über diese Neuproduktion ist das Wiedersehen Eleonora Burattos mit ihrem Landsmann Daniele Gatti, der mit Verdis Alterswerk seine erste Oper als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle dirigieren wird. Die Italienerin, die an der Mailänder Scala ebenso gefeiert wird wie an der Met in New York, der Wiener Staatsoper und an weiteren großen Häusern von Barcelona bis Paris, war beim Gedenkkonzert zum 13. Februar bereits an der Aufführung von Verdis »Requiem« beteiligt. »Das war ein wirklich bewegendes Konzert, ich erinnere mich, dass ich am Ende in der Stille geweint habe. Niemand hat applaudiert, weil die Musik, die Stille und auch der Schmerz für die Opfer im Raum standen – in diesem Fall die Opfer von Dresden. Aber wir alle haben gespürt, dass es zugleich ein Gedenken an alle Opfer weltweit war. Sie waren die wahren Protagonisten des Abends. Und das ist eine wunderschöne Erinnerung für mich.«

Und auch die Zusammenarbeit mit Daniele Gatti zählt offenbar zu den unvergesslichen Eindrücken: »Ja, mit Maestro Gatti zu arbeiten ist natürlich ein Vergnügen und eine Ehre, denn er gehört zu den größten Dirigenten unserer Zeit – nicht nur in Italien, sondern weltweit. Es ist etwas Besonderes, mit ihm musikalische Ideen auszutauschen. Das Schönste ist, gemeinsam Musik entstehen zu lassen. Das liebe ich sehr.«

Ihr immer wieder überzeugendes Engagement für das Musiktheater – insbesondere natürlich im italienischen Fach – wurde unter anderem von Großmeister Luciano Pavarotti gefördert und bestärkt: »Er hat mir immer gezeigt, dass er an mich glaubte. Und das hat bewirkt, dass auch ich begann, an mich selbst zu glauben. Wenn also ein Sänger von solcher Bedeutung etwas in mir sah, musste ich auch selbst daran glauben – und so habe ich es getan.«

Der Grundstein einer Weltkarriere, die Eleonora Buratto immer wieder gern nach Dresden führt. Hier debütierte sie 2018 als Mimì in Puccinis »Bohème«, inzwischen scheint ihr die Semperoper ans Herz gewachsen zu sein. »Es ist auf jeden Fall ein Opernhaus, das ich sehr liebe. Ich mag es, ich arbeite gern hier, ich mag die Akustik – sie ist wirklich wunderschön. Und es ist ein Haus mit einer großen Tradition, das zugleich immer weit nach vorn in die Zukunft blickt – das gefällt mir sehr. Außerdem bedeutet mir diese ›Falstaff‹-Produktion besonders viel, weil alles auf höchstem Niveau ist: der Dirigent, die Regie, die Kollegen – und vor allem das wunderbare Miteinander, das wir alle haben. Das wird meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes auf der Bühne schaffen.«

Marie-Nicole Lemieux (Mrs. Quickly), Juan Francisco Gatell (Fenton), Rosalia Cid (Nannetta), Nicole Chirka (Mrs. Meg Page), Eleonora Buratto (Mrs. Alice Ford) Foto: Semperoper Dresden/Jochen Quast

Apropos Bühne – im Jahrbuch der »Opernwelt« wurde eben auch Paul Zoller für seine Leistungen zum »Bühnenbildner des Jahres« gekürt. Unter seinen hervorgehobenen Arbeiten in der Saison 2024/25 wird in der Kritikerumfrage besonders seine visuell vielschichtige und emotional nachhaltige Bühnengestaltung in der Dresdner Neuproduktion von Kaija Saariahos Oper »Innocence« erwähnt.

Diese Inszenierung von Regisseur Lorenzo Fioroni mit dem Bühnenbild Paul Zollers kam im März 2025 an der Dresdner Semperoper heraus und ist für die International Opera Awards 2025 in der Kategorie Beste Neuproduktion nominiert. Könnte ein wahrer Preisregen für die Sächsische Staatsoper Dresden werden. Und dabei hat die neue Saison noch gar nicht begonnen!

Premiere »Falstaff«

Sonntag, 5. Oktober, 18 Uhr; Tickets: 22-124 EUR

Musikalische Leitung: Daniele Gatti
Inszenierung: Damiano Michieletto
Bühnenbild: Paolo Fantin
Kostüme: Agathe MacQueen
Licht: Alessandro Carletti
Chor: Jan Hoffmann
Dramaturgie: Dorothee Harpain

Sir John Falstaff: Nicola Alaimo
Ford Lodovico: Ravizza
Fenton: Juan Francisco Gatell
Dottore Cajus: Didier Pieri
Bardolfo: Simeon Esper
Pistola: Marco Spotti
Mrs. Alice Ford: Eleonora Buratto
Nannetta: Rosalia Cid
Mrs. Quickly: Marie-Nicole Lemieux
Mrs. Meg Page: Nicole Chirka

Weitere Termine am 8., 12., 15., 17. und 24. Oktober.

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