Die Inszenierung um den teuflischen Pakt von Kriegern und Kirche geriet in den Hintergrund, hier galt es dem Fest der Musik: ein »Lohengrin« in Best-Besetzung! Die eigentliche Favoritin des Abends war übrigens nicht Anna Netrebko – aber lesen Sie selbst…
Michael Ernst
Die Musikfestspiele beleuchten nicht nur die Zeit, das diesjährige Thema, sondern zeigen auch Zeit-Bilder. Bilder vom Themenschwerpunkt mit Namen Israel.
Wir können sie uns nicht nehmen, nicht borgen, wir können sie auch nicht lassen: Die Zeit ist vergänglich, egal, was wir tun. Die Dresdner Musikfestspiele haben sie sich in diesem Jahr als Motto gesetzt.
In Sachsen wird wieder gewagnert, nicht nur im Wagner-Jahr. Nach den »Meistersingern« in Chemnitz und der »Walküre« in Dresden hat Leipzig demnächst endlich wieder einen »Ring«.
Sachsen, du hast es besser. Das Frühaufsteher-Land nebenan im Norden gibt sein Kultusministerium auf und schmückt sich kenianisch.
Wer Jan Böhmermanns Erdogan-Schmäh hört – ob mit erklärendem Meta-Vorspann oder ohne –, dem vergeht das Lachen. Erst recht bei den Reaktionen darauf. Das „Gedicht“ ist sichtlich so bar jeder Vernunft, dass sich ein Staatsoberhaupt normalerweise niemals damit beschäftigen würde. Nun müssen wir lernen: es geht noch absurder. Und mit einem Mal steht Dresden im Zentrum der Debatte.
Es ist ein Kreuz mit dem Kreuzchor. Da sonnt sich Dresden wie kaum eine andere gerade mal mittelalte Stadt in ihrer Vergangenheit – und ausgerechnet dort, wo die schönsten Traditionen zu ihrem Recht kommen sollten, werden sie in Frage gestellt. Oder still übergangen.
Diese Woche war ich mir gar ich so sicher, ob die Zeit für eine neue Kolumne reichen würde. Ich musste erst einmal die Klage einreichen. Sie wissen schon, die wegen Majestätsbeleidigung. Ging dann aber doch schneller als gedacht.
Hier schließt sich ein Kreis mit nach vorn offenem Ausgang: Rein mathematisch mag das nicht ganz korrekt sein, aber musikalisch ist es absolut schlüssig, wie der Preis der Dresdner Musikfestspiele beweist.