Martin Morgenstern

05.09.2010: Udo Zimmermann, der Rückschrittliche?

Brahms the progressive betitelte Arnold Schönberg seinen berühmtesten Radiovortrag, der das Brahms-Bild des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend prägen sollte. Von Udo Zimmermann stammt der jüngste musikalische Brahms-Kommentar; am Wochenende hat ihn die Philharmonie uraufgeführt. Als musikalischer Gruß von Dresden nach Burgos, wo die Fanfare im Januar 2011 zur Eröffnung eines neuen Konzertsaals erklingt, ist das Werk in seiner humorlosen Rückwärtsgewandheit schon fast ein bisschen peinlich – und unterläuft nicht zuletzt die Denkungsart der Sächsischen Akademie der Künste.

14.08.2010: „Schön spielen hilft nicht immer“ – Mira Wang im Gespräch

Dieses Jahr haben sich 250 Studenten um einen der begehrten Plätze der Moritzburg Akademie beworben; 38 wurden ausgewählt. Dieser Tage spielen sie nun gemeinsam Piazzolla, Brahms oder Hindemith – und zur Abwechslung Tischtennis. Während Martin Morgenstern also mit Mira Wang sprach, war vor dem Fenster immer wieder lauter Jubel zu hören – die Nachwuchsmusiker spielten "chinesisch"…

09.08.2010: Es muss ja nicht immer Bayreuth sein, aber…

"Ein kleines sächsisches Bayreuth" hat Peter Zacher das Moritzburgfestival unlängst genannt. Unrecht hat er nicht, und auch die bei den Worten leise mitschwingende Nachdenklichkeit ist angebracht: soll doch die Musik im Mittelpunkt eines solchen Festivals stehen. Das Versprechen an den Kooperationspartner, eine Automanufaktur, das Eröffnungskonzert wiederum in den heiligen Motorenhallen stattfinden zu lassen, sollte darum in Zukunft nicht mehr so leichtfertig gegeben werden. Ein Kommentar.

13.07.2010: „Leute tendieren dazu, meine Musik sehr mechanisch zu interpretieren“. Philip Glass im Gespräch

Ein Ausnahmekünstler, ein Ausnahmekonzert: Der Komponist Philip Glass begleitet am Sonnabend den Film "Dracula" aus dem Jahr 1931 mit seinen Kollegen, dem Kronos Quartet, und dem Pianisten und Dirigenten Michael Riesman. Martin Morgenstern hat mit Philip Glass gesprochen: über Dracula, Mishima und Woody Allen. Und den Kummer, dass Regisseure Filmkomponisten immer zu spät ins Boot holen.