Martin Morgenstern

30.04.2010: Der wollte doch nur spielen – Nigel Kennedy in Dresden

Der Punk, der die Klassikwelt eine Generation vor Pop-Prinzessin Vanessa Mae und Modezar David Garrett durcheinanderschüttelte und schon mal mitten im Stück "Astooon Villaaaaa" grölt, hatte die Anarchie zur persönlichen Marke gemacht. Es muss ein schmerzliches Eingeständnis für die Fans des britischen Geigers sein: Nigel Kennedy ist alt geworden. Auf Tour geht er aber immer noch, mittlerweile in einer gesponsorten Spitzenklasselimousine und mit "Meisterwerken von Johann Sebastian Bach und Duke Ellington".

25.04.2010: Generationswechsel in Leuben: „Prinz Methusalem“ übernimmt Zepter

Dass man sich in der neuen Leubener Inszenierung der Johann-Strauss-Operette "Prinz Methusalem" schamlos gut amüsieren kann, ist vor allem der Bühnenfassung der in Kroatien geborenen Regisseurin Adriana Altaras geschuldet, die den schmalen Pfad zwischen Publikumsanbiederung und gewollt modernistischer Neuinterpretation des Genres leichtfüßig entlangtänzelt. Sänger und Orchester der Staatsoperette sind unter Ernst Theis‘ stilsicherer Leitung dabei so gut drauf wie lange nicht.

31.03.2010: Ulrike! Oder: Die denk- und merkwürdigen Wege des Glücks

Beirren lässt sich die neue Semperoper-Intendantin Ulrike Hessler von den vielen Vorschusskritikern nicht; noch nicht. „Jünger, emotionaler, lebendiger und dresdnerischer“ will sich die Oper unter Ihrer Führung präsentieren. Bei diesem selbst gesteckten Rahmen wollen wir mal etwas genauer hinschauen. Was ist Marketinggag, was ist substantielle Neuentwicklung? Die erste Bilanz fällt zwiespältig aus.

30.03.2010: „Als Dresdnerin finde ich mich manchmal in meiner Stadt nicht wieder.“ Eva-Maria Stange im Gespräch über Kultur und Unkultur der Dresdner

Als Kulturpolitiker wird man – zumindest von Kulturschaffenden – so gut wie nie für seine Arbeit gelobt. Eine Ausnahme ist da Eva-Maria Stange. Mit »Musik in Dresden« sprach sie über verpasste Chancen, über politische und kulturelle Luftschlösser und den Grund, warum sie bei bestimmten Personalentscheidungen im Haus ihrer Nachfolgerin "kein gutes Gefühl" hat.

02.03.2010: UA: Zwei Kammeropern von Martin Hecker in der kleinen szene

Martin Hecker ist ein Spross der bekannten, aus Sachsen stammenden Musikerfamilie Hecker. Sein Klavierstudium an der Hochschule für Musik Dresden und an der Universität Mozarteum Salzburg sowie sein Kompositionsstudium bei Jörg Herchet (Dresden) schloss er 2008 mit Auszeichnung ab. Noch im selben Jahr folgte die Promotion. Nun werden die ersten Opernkompositionen des 29-jährigen in der kleinen szene uraufgeführt.

27.02.2010: Barenboims Klavierabend in der Semperoper verhustet und zerklatscht

Gern würde ich an dieser Stelle leichten Herzens parlieren über das wirklich wunderbare Konzert, das Daniel Barenboim ins ausverkaufte Rund der Semperoper zauberte. Ein Chopin-Abend, draufgängerisch und doch an den entsprechenden Stellen lyrisch-nachdenklich; niemals sentimental; kraftvoll und emotional. Was diesen Eindruck relativierte, zerstörte, ad absurdum führte, war – wieder einmal – das ignorante Publikum. Eine Leidenskolumne.