Martin Morgenstern

15.12.2010: Klar und schlank

Flanierenden Touristen erschien das wie ein verfrühtes Weihnachtsfest: für die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in der romantisch beschneiten Frauenkirche gab es bis zuletzt noch Eintrittskarten! Erklären lassen sich die freien Emporenreihen wohl nur damit, dass der Kreuzchor den Kantatenreigen dieses Jahr am selben Freitag begann.

15.12.2010: Mädchen, welche Liebe fühlen

Jugendliche als Zielgruppe anzusprechen, tut sich die Oper schwer. Sind die Knirpse den Märchenstücken entwachsen, werden andere Dinge wichtig: Clique, Küssen, Shoppen… Lese ich die Facebook-Seiten meiner schulpflichtigen Cousinen, werden aus fünfzehn Lebensjahren Altersunterschied gefühlte Lichtjahre. Oper? *schäm*. Ist doch voll peinlich.

08.12.2010: Chefredakteur spricht von „organisiertem Schwarzhandel“ bei der Kartenvergabe des SemperOpernballs 2011

Wer an der Seite von Gunter Emmerlich charmant als Gastgeberin lächeln darf, wollten die Veranstalter des SemperOpernballs am Freitag auf einer Pressekonferenz bekanntgeben. Dort wird es nun wohl eher um andere Personalfragen gehen: die Intendantin der Semperoper, Ulrike Hessler, hat in einem Interview dem Veranstalter Hans-Joachim Frey den Rückzug nahegelegt.

05.12.2010: Quälerei in sieben Szenen

"Mit den Figuren leiden, aus dieser Haltung ihre Musik schreiben." Das hatte sich der Komponist Alfons Karl Zwicker vorgenommen. Seiner kompositorischen Willkür ausgesetzt zu sein, war tatsächlich nicht einfach zu ertragen: die Uraufführung der Folter-Oper "Der Tod und das Mädchen" geriet zur zweieinhalbstündigen Quälerei.

24.11.2010: Singeverbot für Caruso

Kein arrogantes Regietheater weit und breit kann es mit diesem erfrischenden Kammeropernerlebnis aufnehmen, für das der Berliner Niclas Ramdohr die eingängige Musik geschrieben hat. "Petterson und Findus und der Hahn im Korb" läuft an den Landesbühnen Radebeul – und ist noch die längste Anfahrt durch den demnächst erwarteten Schneematsch wert.

24.11.2010: Das Girl mit dem Cowboyhut

Ein paar mal zu oft fielen an diesem Abend im Societätstheater die Worte "Nashville, Tennessee". In der legendären amerikanischen "Music City", die etwa so groß wie Dresden ist, hat die Sängerin Marion Fiedler eine neue Heimat gesucht und gefunden. Seitdem mit einem gepflegt verwaschenen Südstaatenakzent ausgestattet, kann sie sich im alten Europa als amerikanisches Songwriter Girl ausgeben.

23.11.2010: „Die Einflussnahme der Politiker ist unmöglich.“ Dirigent Ádám Fischer über Korruption und Vetternwirtschaft im Musikeralltag

Der Generalmusikdirektor der städtischen Oper wirft hin und kritisiert dabei öffentlich in bitteren Worten die Zustände am Haus – wer mag mir verübeln, dass ich beim Gespräch mit Ádám Fischer auch an Fabio Luisis ‚Dresdner Episode‘ dachte? Und doch haben beide Rücktritte wenig bis gar nichts gemein. Eine Winterkorrespondenz aus Ungarn.