Während an der Semperoper im Herbst ein neuer Herrscher den Dirigententhron besteigt, müssen die Leubener Untertanen noch ein Jahr auf ihren neuen Taktgeber warten. Dann aber wird Andreas Schüller mit aller Kraft daran werkeln, das Haus weiter nach vorn zu bringen. Während das Johann-Strauss-Festival bereits in den Startlöchern steht, befragten wir den musikalischen Hausherrn in spe zu seinen Plänen.
Martin Morgenstern
In den nächsten Wochen schwärmen die Kruzianer aus; eine Kurztournee steht auf dem Programm, auch zu „Dresden singt und musiziert“ und in Pillnitz sind Auftritte geplant. Wir hatten unterdessen Gelegenheit, um mit dem Kreuzkantor Roderich Kreile einmal in Ruhe über den Klang seines Chors zu sprechen – und was „Nummer 28“ in den nächsten Jahren noch so vorhat.
Der französische Pianist David Fray war in der Frauenkirche zu Gast. Was er spielte, blieb Nebensache: den touristischen Besuchern gefiel das Gotteshaus. Was tun als Einheimischer, wenn von den vielleicht sechs Sekunden Nachhall vier im rasenden Applaus des Publikums untergehen, das überhaupt zu klatschen anfing, sobald der Konzertmeister nur einmal den Bogen von der Saite hob?
Der Kulturmanager Hans-Joachim Frey verlässt Dresden. Ab 2013 ist er zum Künstlerischen Leiter der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA berufen worden. »Musik in Dresden« versucht sich an einer Bilanz seiner Dresdner Zeit. Ob World Culture Forum, diverse Wettbewerbsprojekte oder Semperopernball: nicht alles, was Frey anfasste, wurde zu reinem Gold.
Seit 1910 führt der Kreuzchor jährlich am Karfreitag die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach auf. Kreuzkantor Roderich Kreile holt sie klanglich in die Gegenwart.
Die Singakademie Dresden und die Neue Elblandphilharmonie ließen Frank Martins selten gespieltes Oratorium „Golgotha“ zum fünfzigsten Jahrestag der ostdeutschen Erstaufführung in Dresden, Pirna und Döbeln erklingen.
Lange war die Zukunft des Lehrstuhls für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden unklar. Pünktlich zum 65. Geburtstag des Inhabers Hans-Günter Ottenberg konnte der Dekan der Fakultät, Prof. Bruno Klein, die gute Nachricht verkünden: die Professur wird erhalten.
10 Minuten waren es noch bis zum Beginn der Expertenanhörung vor den Ausschüssen der Stadt, da schickte die Philharmonie eine Pressemeldung ab. Ihr Titel: „Oh Gott! Welch ein Augenblick!“ Wer librettofest ist, kennt auch die folgenden Zeilen: „Gerecht, O Gott, ist dein Gericht / Du prüfest, du verlässt uns nicht!“ Nun ist der Umbau des Kulturpalastes – wieder einmal – beschlossene Sache.
Es ist, als wolle der altgediente Mehrzwecksaal des Kulturpalastes noch einmal mit allem pranzen, was er hat: im 5. Außerordentlichen Konzert der Philharmonie öffnet sich die Bühnenrückwand und gibt den Blick frei auf einen Süskind’schen Heroen, dann strömen rotweißgekleidete Mädchen wie Guppies aus den Seitentüren und in die Ränge, und die Philharmoniker schwärmen aus…