Scroll Top

„Udo Zimmermann – Ein moderner Romantiker?“

Foto: privat

Komponist – Intendant – Dirigent. In diesem Dreiklang machte Udo Zimmermann von sich reden. Im Herbst 2021 ist er nach langer, schwerer Krankheit in Dresden verstorben. Das Carl-Maria-von-Weber-Museum widmet ihm nun eine Ausstellung unter dem Titel »Udo Zimmermann – Ein moderner Romantiker?«.

Diese Fragestellung mag zunächst einigermaßen verblüffen, war er doch stets eine ausgeprägt gegenwärtige Künstlerpersönlichkeit. Ein Meister des 20. Jahrhunderts, ein umtriebiger Zeitgeist. Doch bei näherem Herangehen hatte Udo Zimmermann durchaus Bezüge zur deutschen Romantik und nicht zuletzt auch zu Carl Maria von Weber, in dessen (so absolut romantisch anmutender!) Sommerresidenz in Dresden Hosterwitz er nun posthum präsent ist. Romy Donath, Leiterin des Museums, sieht da unbedingt Parallelen: »Weber war ja bekanntlich der große romantische Komponist Dresdens. Wie wir im Laufe der Arbeit für diese Ausstellung feststellen konnten, ist auch Udo Zimmermann ein Romantiker gewesen oder hat sich selbst gern als Romantiker betrachtet. Da lag es einfach nahe, ihm hier in diesen Hallen – zumal er auch Weber sehr schätzte und in ihm eine große Inspiration sah – diese Ausstellung zu widmen.«

Die Hausherrin ist selbst eine aktive Sängerin sowie eine vielbeachtete musikwissenschaftliche Autorin. Sie weiß gute Gründe dafür, Udo Zimmermann just im Weber-Haus zu präsentieren: »Weil Udo Zimmermann ja geradezu zu den Dresdner Elbhängen gehört. So bot es sich natürlich an, einem Menschen, der hier in unmittelbarer Nähe Webers gelebt und künstlerisch gewirkt hat, ihm durch die Ausstellung ein Denkmal zu setzen, ihn in den Fokus des Museums zu setzen und damit Brücken ins 20. Jahrhundert zu schlagen.«

Trotz des inbegriffenen Fragezeichens wirkt der Ausstellungstitel »Ein moderner Romantiker?« zumindest auf den ersten Blick etwas verstörend. Doch Romy Donath weiß zu relativieren. »Seine Auffassung von Musik, die er immer als ein Mittel sah, um Gefühle hervorzurufen, ihm ging es um die Transzendenz, um Aussagen und Emotionen, die durch die Musik transportiert werden. Das heißt, er war nicht nur ein Theoretiker, sondern er sah die Musik als ein Erlebnis und ein Ereignis, das die Menschen berühren sollte. Zudem hat er sich intensiv mit den ganzen philosophischen Konzepten auseinandergesetzt, deswegen haben wir tatsächlich den Bezug zur Romantik.«

Berührt hat Udo Zimmermann tatsächlich mit seiner eigenen Musik, vor allen in Opern wie »Die weiße Rose«, »Levins Mühle« oder »Der Schuhu und die fliegende Prinzessin«; berühren wollte er aber auch als Dirigent und in besonderer Weise als Intendant etwa an der Oper Leipzig, dann an der Deutschen Oper Berlin sowie zuletzt am Europäischen Zentrum der Künste Hellerau.

Auch Saskia Zimmermann, die seit 2009 bis zum Tod des Künstlers mit ihm verheiratet war, ist mit einer Fülle von Leihgaben an dieser Ausstellung beteiligt. »Nach seinem Tod im Oktober 2021 habe ich angefangen, sein Archiv aufzuarbeiten und dabei viele Entdeckungen gemacht. Durch die Anfrage von Romy Donath gibt es jetzt die Möglichkeit, das alles zu präsentieren.«

Gezeigt wird nun beispielsweise ein originalgetreuer Nachbau von Udo Zimmermanns Schreibtisch. Zahlreiche Partituren und Briefwechsel geben Einblick in das Leben und Schaffen des Künstlers. Aber auch ganz persönliche Dinge wie etwa eine Mütze aus Kruzianerzeiten sollen ausgestellt werden. In der vorbereitenden Recherche fand selbst seine Witwe noch Überraschendes: »Da habe ich viele Seiten an ihm entdeckt, die mir so gar nicht bewusst gewesen sind. Viele kleine Details! Seine Rolle zu DDR-Zeiten etwa, sein Umgang mit den politischen Restriktionen. Einerseits war er SED-Mitglied, zugleich hat er sich alle Freiheiten erkämpft, Reisefreiheiten ebenso wie Uraufführungsfreiheiten auch im Westen Europas. Er hat sich ja immer wieder als Wanderer zwischen den Welten bezeichnet.«

Ein Wanderer zwischen den Welten. So sah er sich selbst und so wird er nun auch den Gästen im Weber-Museum vorgestellt werden. Romy Donath ist fasziniert: »Ich wollte Udo Zimmermann einfach mal kennenlernen und habe meinen Job als Museumsleiterin und Kuratorium nun auch dazu genutzt. Seine Musik ist höchst überraschend. Man ist als Mensch und Hörer betroffen, das ist etwas, was mich sehr begeistert.«

Foto: S. Zimmermann

Natürlich funktioniert eine Ausstellung zu Udo Zimmermann nicht ohne Musik. Diverse Hörstationen im Weber-Haus machen es möglich. Auch dies ganz romantisch. Musik erklingt freilich auch zur Eröffnung der neuen Ausstellung »Udo Zimmermann – Ein moderner Romantiker?«, die am 21. Januar um 15 Uhr im Carl-Maria-von-Weber-Museum im Dresdner Stadtteil Hosterwitz stattfinden wird. Studierende aus der Liedklasse von Prof. Olaf Bär werden einige Lieder Udo Zimmermanns vorstellen, einige als öffentliche Uraufführung. Studierende des Masterstudiengangs Neue Musik realisieren die »Dramatische Impression 1963«, die Udo Zimmermann seinerzeit auf den Tod John F. Kennedys geschrieben und mit der er einen ersten großen Erfolg hatte. Auch eine Szene aus »Weiße Rose« wird erklingen, bevor die Ausstellung um 16 Uhr offiziell eröffnet wird.

Für Ortsfremde der Hinweis: Gelegen ist dieses äußerst romantische und obendrein absolut authentische Museum in der Dresdner Straße 44, selbstredend an der Ecke zum Weberweg. Dis Zimmermann-Ausstellung ist bis Ende September zu sehen, Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen jeweils von 12 bis 17 Uhr. Für den 10. März ist ein Vortrag von Prof. Matthias Herrmann, für den 12. Mai eine Buchvorstellung geplant.

Verwandte Beiträge