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Verabredung mit dem Gewittergott

Foto: Romy Donath

Die engagierte Leiterin des Carl-Maria-von-Weber-Museums in Hosterwitz, Romy Donath, hat neben der allsonntäglichen Konzertreihe mit weiteren geplanten acht Konzerten in diesem Herbst kurzfristig ein Angebot des Ars Plural Trios, das den Wunsch geäußert hatte, gern in Dresden zu gastieren, für den 9. September 2022 angenommen. Es erklangen zwei bekannte Kammermusikwerke von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Antonín Dvořák.

Das international besetzte Trio fand sich 2019 erstmals zusammen, obwohl sich die Musiker seit langem im spanischsprachigen Konzertbetrieb häufig begegnet waren. Die deutsche Cellistin Regine Daniels-Stoll war nach dem Studium in Karlsruhe und Paris zunächst in der Real Filharmonia de Galicia (Spanien) tätig, bevor sie 2000 in Frankfurt (Oder) ansässig wurde. Von hier aus konzertiert sie europaweit in verschiedenen Kammermusikgruppen und unterrichtet seit 20 Jahren in ihrem Instrumentalfach. Der kolumbianische Geiger Rubén Darío Reina war Preisträger mehrerer Wettbewerbe, startete nach seinem Studium am Moskauer Konservatorium eine internationale Karriere als Solist. Zur Zeit ist er Konzertmeister im Orquesta de Radio Television Espanola Madrid und leitet in der spanischen Hauptstadt ein eigenes Kammerorchester. Der brasilianische Pianist Paolo Brasil, ebenfalls in Spanien ansässig, ist nach seinen in Moskau und Wien abgeschlossenen Studien als Konzertpianist in Europa und Südamerika tätig und zugleich ein gefragter Partner bei Kammermusikvereinigungen.

Bereits ein Jahr nach dem Start als Trio fielen 2020 alle geplanten Konzerte coronabedingt aus. Dank eines Corona-Stipendiums des Deutschen Musikrates nutzte der brasilianische Komponist Marcos Lucas die Gelegenheit, um für das Ensemble die Komposition »Frankfur-T-Rio« zu schreiben, welche im September 2021 in der brasilianischen Botschaft in Berlin uraufgeführt wurde. Gegenwärtig gastieren die Musiker in Berlin und Frankfurt/Oder, so dass ein Abstecher nach Hosterwitz möglich wurde. In ihrem Repertoire finden sich neben Werken von Brahms, Beethoven oder Debussy auch Kompositionen von Heitor Villa-Lobos oder Joaquín Turina.

Felix Mendelssohn-Bartholdys Klaviertrio op. 49 zählt zu den bedeutendsten Werken dieser Gattung. Bereits nach der Uraufführung am 1. Februar 1840 im Leipziger Gewandhaus mit Konzertmeister Ferdinand David, Violine, Carl Wittmann, Violoncello, und dem Komponisten am Piano waren sich Zuhörer und Kritiker über die außergewöhnliche Qualität des Werkes einig. Das einprägsame leidenschaftliche Hauptthema ist ständig präsent und wandert durch alle drei Stimmen, umrankt von virtuosen Klavierpassagen. Die Kompositionsweise erinnert an die durchbrochene Arbeit klassischer Kammermusik, verzichtet jedoch nicht auf die typische Mendelssohnsche Virtuosität, die vom Pianisten Leichtigkeit verlangt und nur mit größter Disziplin und subtilstem Anschlag zu erreichen ist.

Im kleinen Vortragssaal des Weber-Museums habe ich eine Ahnung davon bekommen, wie die privaten Kammermusikaufführungen bei Robert und Clara Schumann in der Inselstraße oder beim Ehepaar Mendelssohn in der Goldschmidt-Straße in Leipzig geklungen haben müssen: Nähe statt Distanz. Man ist den Ausführenden sehr, sehr nahe, hört und sieht alles und ist gebannt von dem kräftigen Schwung, den die Musiker auf die Zuhörer übertragen. Wohl entsprach der Flügel in diesem Raum nicht ganz den Ansprüchen, die heute Pianisten an die Steinway-Klasse stellen, doch selbst der etwas trockenere Klang des Instruments war für den Pianisten kein Hindernis, die ganze Virtuosität des Klavierparts in allen vier Sätzen auszuspielen.

Das »Dumky«-Trio von Antonín Dvořák ist die letzte Komposition, die der Komponist 1891 in Prag uraufführte, bevor er ein Jahr später für drei Jahre in die „Neue Welt“ reiste. Das Trio wurde am 12. Februar 1891 vollendet und am 11. April mit dem Geiger Ferdinand Lachner, dem Cellisten Hanuš Wihan und Dvořák am Klavier uraufgeführt. Am gleichen Abend erhielt Dvořák die Ehrendoktorwürde der Prager Karls-Universität. Das Publikum war begeistert, so dass das Werk auf einer anschließenden Konzert-Tournee noch 40 Mal erklang. »Dumka« entspricht ursprünglich einer elegischen Ballade und wurde als ein schwermütiger ukrainischer Tanz bekannt, der im 19. Jahrhundert von Dvořák in vier weiteren Komponisten wie auch von Tschaikowski und anderen zu einer musikalischen Form entwickelt wurde, in der ein elegischer Teil mehrfach von bewegten, lebhaften Zwischenspielen durchsetzt wird. Das Dumky-Trio besteht aus sechs Teilen, in denen dieser musikalische Wechsel in jeweils anderer fantasievoller Weise vollzogen wird. Dadurch erhält das Werk eine rhapsodische Form. Als die Druckausgabe vorbereitet wurde, war der Komponisten schon auf dem Schiff, so dass Johannes Brahms die Korrektur übernahm. Ihm wird das Werk sehr gefallen haben, erinnerte ihn die weniger strenge Form doch an seine eigenen Rhapsodien und Klavierfantasien. Im 6. Satz, so zwischen den Takten 118 und 124, gibt es eine recht dunkle Passage. Hier grummelte nur das Violoncello im Tremolo auf den beiden tiefsten Saiten C und g, darüber im Pianissimo nur wenige Klaviertöne, und genau da grollte ein Donner und unterstützte die tiefen Töne auf seine Weise. Der Violinist nahm es heiter auf.