Es gibt Menschen, die improvisieren ein Leben lang. Und es gibt Leute, die handeln strikt nach Vorschrift, nicht nach Partitur. Die sächsische Partitur wird nun die nächsten fünf Jahre ohne neongelben Textmarker auskommen – dafür kommt wieder eine zweite Farbe dazu. Parsifal-lila wirds wohl nicht sein – aber vielleicht Strawinsky-rot?
2014
Die Deutsche Phono-Akademie ist das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie. Sie verteilt alljährlich den sogenannten Echo-Preis für die Neuerscheinungen ihrer Mitglieder und feiert sich dafür. In diesem Jahr fällt wieder einiger Glanz auch auf Dresden.
Die Ouvertüre wurde urplötzlich abgeblasen. Schluss, aus. Doch ein Finale ist noch lange nicht in Sicht. Die für die Sächsische Staatsoper geplante Uraufführung „Dorny in Dresden“ fällt aus. Ohne Ersatz heißt aber nicht ohne Entschädigung, oder? Soeben geriet auch die nächste Zwischenaktmusik außer Hörweite.
Wie aus einer anderen Welt: Die neue CD der Dresdner Band »The Gentle Lurch« scheint nicht von diesen Landen zu sein. Feeling und Sound, selbst die sich aufdrängenden Parallelen (die dann doch nur halbherzig wahr sind) deuten auf amerikanischen Ursprung. Was steckt hinter »Workingman’s Lurch«?
Hören Sie – NICHTS? Die Petersburger Domspatzen singen nicht mehr, die echt originalen Don(au)-Kosaken mitsamt ihren Fantasieuniformen sind verschwunden, auch von den fingerfertigen Akkordeonisten fahrender Völkerschaften ist nichts mehr zu hören. Musik in Dresden ist von den Straßen verbannt. Dafür hat die Weisheit im Rathaus gesorgt.
Sommerpause, Theaterpause. Gute Gelegenheit, die Stapel der DVDs zu sichten, für mich das absolute Tanzvergnügen, grandiose Mitschnitte und Aufnahmen neueren oder auch etwas älteren Datums. Bekannte und unbekanntere oder zumindest ganz selten zu erlebende Stücke lassen manchen Sommerabend zum Erlebnis am Bildschirm werden.
Das sind zugegeben reichlich albernde Spieletitel für Sommertheater, die auf Georg Büchners »Leonce und Lena« und Carl-Maria von Webers Freischütz« basieren. Gespielt werden sie Ende Juli 2014 vor der romantischen Waldkulisse der Sommerwirtschaft Saloppe oben auf dem Dresdner Elbhang.
Einige Einzelhandelsketten haben zum Halbfinale tolle Aktionen gestartet: „Für jedes Tor geben wir 10% Rabatt!“ – Wir wissen nicht, ob diese Läden noch existieren, aber nehmen die Idee gerne auf: Statt Ruin gibt es bei uns den kulturellen Weitblick: für jedes Tor eine Veranstaltung am Wochenende!
Dresden lachte, durfte, verzauberte, und zuletzt glitzerte es noch im Februar mit leuchtenden Plaste-Anstecknadeln auf dem Theaterplatz. Im nächsten Jahr darf es jubeln. Endlich!