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Aus Transsylvanien in die Welt der Moderne

Foto: Marco Borggreve

Péter Eötvös will mit seiner Musik ganz hoch hinaus. Bei seinem heutigen Sonderkonzert im Dresdner Kulturpalast geht es zuerst gen Himmel und dann sogar bis ins Weltall. »The Gliding of the Eagle in the Skies« eröffnet den Abend als Deutsche Erstaufführung, gleich darauf folgt das Konzert »Seven« für Violine und Orchester als Memorandum an die Opfer der Columbia-Katastrophe von 2003. Eötvös will damit an ein Unglück erinnern, das seiner Meinung nach vorhersehbar gewesen ist, also hätte vermieden werden müssen. (->Programmheft)

Sein Schaffen beschreibt der ungarische Maestro als „sehr bildhaft“, denn es habe „sehr viel mit Sprache“ zu tun. Er selbst sage immer „gesprochene Musik“ dazu. In »Seven« geht es tatsächlich um das Ende der US-amerikanischen Raumfähre Columbia und der sieben Astronauten. Dieses Unglück habe ihn sehr getroffen, erläutert der Komponist sein Andenken „in der Form eines Raumklangs“. »Gliding of the Eagle in the Skies«, das zweite Stück in diesem Konzert von und mit Péter Eötvös, geht auf ein von ihm bearbeitetes baskisches Volkslied zurück. Diese Musik sei sehr farbig, mit musikalisch ganz unterschiedlichen Elementen.

Dass der 1944 geborene Dirigent und Komponist Péter Eötvös in der laufenden Spielzeit Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist, scheint ein glückliches Aufeinandertreffen zu sein. Zumal ihn mit dieser Stadt ein höchst prägendes Erlebnis verbindet, das ein Dreivierteljahrhundert zurückliegt. „Ich bin jetzt zum zweiten Mal in Dresden. Als ich ein Jahr alt war, bin ich hier mit meiner Familie angekommen, am Nachmittag des 13. Februar 1945. Am selben Abend war die Stadt verschwunden. Aber wir haben überlebt. Die Erzählungen über diese Nacht habe ich sehr oft gehört, aber natürlich habe ich keine eigenen Erinnerungen daran.“ Daher sei die Verbindung als Capell-Compositeur in Dresden für den Komponisten und Dirigenten auch mit einer ganz persönlichen Note verbunden: „Jetzt wieder hier zu sein, das ist wirklich eine Danksagung. An das Orchester und an die Stadt.“

Eötvös verknüpft die Volksmusik Osteuropas mit der elektronischen Moderne des Westens, arbeitete mit Karlheinz Stockhausen ebenso wie mit Pierre Boulez und avancierte bald darauf zu einem der anerkanntesten Komponisten Europas. Er schrieb knapp ein Dutzend Opern, hat Solostücke und Orchesterwerke ebenso wie Kammermusik komponiert. Dass der Komponist stets auch als Dirigent tätig ist, begründet er so: „Ich betrachte beides als denselben Beruf, nur von zwei Seiten. Was ich als Komponist denke, muss ich einem Dirigenten anvertrauen, der es realisiert. Der Dirigent realisiert immer das, was der Komponist denkt. Beides in einer Person, das ist ein Glücksfall.“ Wenn er dirigiert, so sagt er, könne er jedes Mal etwas erfahren, das ihm beim Komponieren nützlich sei.

Während seiner Zeit als Dresdner Capell-Compositeur stehen noch zwei Aufführungsabende (11. Dezember / 15. März) sowie das 5. Symphoniekonzert (12. bis 14. Janur) des Orchesters mit Eötvös-Kompositionen bevor. Alles in allem werden 17 Werke des Komponisten in Dresden erklingen. Zusammen mit einem großen Porträtkonzert, das Anfang Januar zum 75. Geburtstag von Péter Eötvös im Festspielhaus Hellerau stattfinden soll, ist nicht weniger als ein Überblick des kammermusikalischen und solistischen OEuvres dieses großen Ungarn zu erwarten. „Die Auswahl der Orchesterstücke aus meinem Repertoire macht deutlich, in welche Richtung meine Klangsprache zielt. Besonders freue ich mich natürlich, dass ich hier im Jahr darauf auch als Opernkomponist zu erleben sein werde.“

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