Es gibt sie noch, noch und immer wieder, die Entdeckungen der Musik in Dresden. Wegen Augen und Ohren nur offen genug hält, findet bemerkenswerte Raritäten. Die müssen nicht mal alle klingen. Ein Streifzug.
Michael Ernst
Sage bloß niemand, in Dresden bliebe alles, wie es ist. Nein, das wäre eine Verleumdung! Richtig ist: In Dresden wird alles so, wie es mal war. Dieser Prozess kann sich jedoch hinziehen: Siehe Kulturpalast, siehe Kulturkraftwerk, Staatsoperette, Theater der jungen Generation et cetera p.p.; bekannte Vorgänge, deren Reifeprozess sehr gutem Whisky zur Ehre gereichte.
Was ist denn das für ein Label? Eine CD „Made in Dresden“, tatsächlich. Als Herausgeber zeichnet die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber verantwortlich. Und offensichtlich läuft auch die Distribution dieser Scheibe – vorerst zumindest – nur über diese Bildungseinrichtung. Gehört das Klavieralbum aber nicht in die Regale gut sortierter Fachgeschäfte?
Ein denkwürdiges Datum: der Bundeswulff ist endlich zurückgetreten. Wir hatten das ja schon lange geahnt (siehe meine weihnachtliche Kolumne vom 24. Dezember 2011). Aber es wird sich nichts ändern. Dabei könnte diese Farce durchaus ein Lehrstück sein. Auch für Dresden.
Selten, sehr selten hat ein Motto das Konzert und dessen Anlass so exakt beschrieben wie diesmal. Mitunter wirken die in dieser Spielzeit verwendeten Titel sogar tüchtig bemüht. Für das Konzert zum Dresdner Gedenken hätte man in der Philharmonie aber keine bessere Wahl treffen und kaum ein passenderes Programm finden können.
Seit 1951 gibt die Sächsische Staatskapelle jedes Jahr ein Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Am Samstag erklang in der Frauenkirche zum zweiten Mal eine Uraufführung aus diesem Anlass. Das Requiem „Dresden – Ode an den Frieden“ von Lera Auerbach wird am Montag und Dienstag in der Semperoper wiederholt.
Weiße Rosen im Schnee. Das klingt wie ein Schlager und soll gegen Schläger gut sein. Gegen Totschlag-Argumente. Kerzenlichter im Wind. Noch so ein Titel – aber geht irgendwem mal ein Licht auf? Dresdner Gedenken oder: Geh‘ denken!? Diese Stadt ist voller Symbole. Gut für ein Requiem.
Was für New York der September, das ist der Februar in Dresden. Man spricht zwar vom Frost und vom Fasching, gemeint ist jedoch das Schaudern vorm Aufmarsch von Rechtsmob, soldatesk uniformierter Polizeimassen und ungezügelten Alternativen. Wir reden von Kunst und kommen doch auf das Thema zurück.
Immer noch keine Osterhasen im Supermarkt? Wahrscheinlich werden die unsterblich gebliebenen Nikoläuse und Weihnachtsmänner vom Vorjahr gerade erst umgeschmolzen. Aber warte nur, balde … Oder sind wir der Zeit mal wieder voraus? In den Regalen der Musikindustrie sind schließlich eben erst die Mitschnitte der Silvester- und Neujahrskonzerte gelandet.