„Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Im Gegensatz zu fast allem anderen, was bemerkenswert ist in dieser Welt (Kaffeefilter et cetera) ist dieser Satz nicht in Dresden erfunden worden. Hätte aber auch gut aus dem hiesigen Rathaus stammen können.
Michael Ernst
Wenn ein runder Geburtstag ins Haus steht, ist jede helfende Hand gefragt. Keine vier Wochen vorm 200. Geburtstag von Richard Wagner trennt sich die Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP), zu deren Refugium unter anderem die Wagner-Stätten Graupa zählen, gleich von drei Mitarbeitern. Der Kuchen ist gebacken, nun wird gefeuert.
Heute mal keine Selbstanzeige, sondern ein Aufschrei: Der größte Steuerbetrug ist die Steuerver- schwendung! Und was der Sport kann, das können Kunst und Kultur schon lange.
Eine Veranstaltungsreihe, der gratuliert werden darf: „Das Lied in Dresden“ wird am Sonntag Abend zum 100. Mal stattfinden. Gegründet wurde diese kleine, feine Konzertform vor reichlich 15 Jahren, da die Liederabende in der Semperoper rarer und rarer wurden.
Wer hätte das gedacht? Der Kulturpalast kommt später, das Kulturkraftwerk wackelt, der Kulturbürger schweigt … Ein kommunales Konzept? Glückwunsch, Gut Nacht!
In Sachsen wird nicht mehr gesungen. Hausmusik ist zur Rarität geworden. Ein trauriger Landstrich, wenn die Stimmen nicht mehr erklingen. Aber ist dem denn tatsächlich so? Oder anders gefragt: Was das je anders?
Oper ist schwerfällig. Seit nun schon mehr als vierhundert Jahren gilt sie als der dicke Dampfer unter den Genres der schiffbaren Künste. Dabei gab es vor vierhundert Jahren noch nicht mal Dampfer, aber egal: Oper ist teuer und passt sich nicht an.
Der Jazz-Schlagzeuger Günter Baby Sommer ist nie ein Musiker gewesen, der an Vergangenem klebt. Stilistisch und künstlerisch probiert er sich immer wieder aus, indem er ungewohnte Klangtechniken und Spielweisen sowohl solistisch als auch in diversen Formationen wagt. Dass Günter Baby Sommer die Vergangenheit dabei fest im Blick hat, auch die politische, das steht auf einem anderen Blatt.
Dresdens Staatskapelle ist auf Einkaufstour. Sie hat die Herzen des Salzburger Osterfestspiel-Publikums erobert. Und die Konten der Förderer dieses elitären Festivals sinnvoll geplündert. Ganz nebenbei hat das Orchester auch noch Außenpolitik und Dresden-Werbung betrieben, wie es kein Bundesminister und schon gar kein Stadtmarketing je zustande bringen würden. Da soll mal wer nörgeln à la „Was das wieder kostet!“ Der hat die Investition in die Zukunft schlicht nicht erkannt.