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Gelungenes Porträt

Die im tectum Verlag erschienenene Schriftenreihe „Dresdner Schriften zur Musik“, herausgegeben von Matthias Herrmann, hat in den letzten Jahren mit einigen Publikationen auf sich aufmerksam gemacht, die besonders die Dresdner Musikgeschichte mit ihren Persönlichkeiten, ihren Ensembles und dem vielfältigen (und eben oft noch in vielen Facetten zu erforschenden) Musikleben in den Vordergrund rücken. Nach Manfred Weiss (Band 9, 2022) steht nun im dreizehnten Band erneut ein Komponist im Fokus, es ist der 1943 im sächsischen Leisnig geborene Komponist Lothar Voigtländer – eine präsente Stimme nicht nur in der Dresdner Musiklandschaft, wo er als Professor an der Musikhochschule zahlreiche junge Komponisten in seiner Klasse ausbildete.

Voigtländer ist in Dresden als Kruzianer aufgewachsen, lebt in Berlin und gehört einer Komponistengeneration an, die mit den Kollegen Herchet, Krätzschmar, Zimmermann zur Wendezeit etwa 40 Jahre alt war und somit beide Seiten dieses Marksteines mit starker eigener Handschrift geprägt hat. Sein Schaffen ist von vielfältiger Konzertmusik für viele Genres und Besetzungen vom Soloinstrument oder Laienchor bis zum Sinfonieorchester und Oratorium geprägt, ein wesentlicher Zweig ist aber auch die elektroakustische Musik. Sie findet ebenso im Buch Berücksichtigung wie Voigtländers Werken stets innewohnende Tendenz zum Kunst-Übertritt, zur Formensprengung, zum Weiterdenken des vermeintlich Gewohnten.

Auf 290 Seiten hat sich im nüchtern betitelten Buch „Lothar Voigtländer und sein kompositorisches Werk“ Matthias Herrmann als Herausgeber gemeinsam mit ihm oder seiner Musik nahestehenden Autoren der Persönlichkeit und dem künstlerischen Werk angenähert; eine vielstimmige Betrachtung also, die mal mit Analysen tiefer in die musikalische Materie einsteigt, aber auch in einigen Beiträgen eher die Beobachtung und Wahrnehmung von Voigtländers Musik zu beschreiben versucht.

Schließlich kommt auch der Komponist selbst in Interviews und vielen Werkkommentaren zu Wort. Wenn Lothar Voigtländer in einem Interview beinahe nebenbei erwähnt „Ich habe in meinem Leben pausenlos gerüttelt an den Dingen“, so klingt das fast wie ein Credo. In diesem Buch wird keine Regelmäßigkeit und nichts Abschließendes proklamiert, es ist eher eine Art Materialsammlung, die interessierten Lesern letztlich auch das künstlerische „Müssen“ verdeutlicht, das bei Voigtländer in einer tiefen Auseinandersetzung mit den Zeitläuften und den ihn umgebenden und auch betreffenden Künsten kulminiert. In gewisser Weise wird mit diesem Kompendium auch die gestisch-expressive Dynamik Voigtländerschen Komponierens nachgezeichnet, und zu hoffen ist, dass sich über das Studium des Buches seine Musik oder auch die Auseinandersetzung mit seiner Musik weiter verbreitet.

Dresdner Schriften zur Musik, Band 13
Lothar Voigtländer und sein kompositorisches Werk
herausgegeben von Matthias Herrmann
ISBN 978-3-8288-4442-1
296 Seiten, zahlr., auch farbige Abb.
Tectum Verlag Baden-Baden

Website des Komponisten: http://lothar-voigtlaender.de/