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Die Welt steht still

So kompliziert können wohl nur deutsche Auszeichnungen klingen: Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – der Geehrte darf sich dennoch freuen. Auf Empfehlung des niedersächsischen Ministerpräsidenten geht diese Ehrung an den Pianisten, Pädagogen und Festivalleiter Arkadi Zenzipér.

Der, 1958 im damaligen Leningrad geboren, lebt seit den 1990er Jahren in Deutschland, ist im wendländischen Schnackenburg zu Hause, wo er mit den Schubertiaden ein renommiertes Festival ins Leben gerufen hat.

Vor allem dieser kulturellen Initiative gilt wohl die Auszeichnung.

Daher habe Zenzipér sich sofort gedacht, sie quasi stellvertretend für all seine Mitstreiter annehmen zu wollen, als da sind Musikerinnen und Musiker, namhafte ebenso mit nachrückende Jugend, sowie unabdingbar auch zahllose Helferinnen und Helfer.

„So eine hohe Auszeichnung bildet für mich einen Meilenstein“, sagt der Künstler. „Sie bildet aber auch einen Meilenstein für die Geschichte meines Musikfestivals und natürlich auch für alle Protagonisten und Mitstreiter, mit denen wir in fast dreißig Jahren ein komplett ehrenamtliche und nicht kommerziell ausgerichtetes Festival aufgebaut haben.“

Aber auch in Dresden hat sich Arkadi Zenzipér verdient gemacht um Pflege und Förderung von musikalischem Nachwuchs. Durch seine Professur und sein langjähriges Wirken als Studiendekan der Fachrichtung Klavier an der Musikhochschule Carl Maria von Weber nimmt die Stadt einen wesentlichen Platz in seinem Leben ein: „Dresden war für mich schon immer eine der Kulturhauptstädte Europas. Ich bin voller glücklicher Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit wunderbaren Dresdner Künstlern wie Eckart Haupt, Ludwig Güttler, Michael Sanderling und vielen anderen. Das alles hat mir viel gegeben. Ich konnte von den Kollegen viel lernen und glaube, eine gute internationale Klasse aufgebaut zu haben.“

Die Bedeutung von Musik hat der Geehrte in seiner russischen Heimat erfahren, sie sei dort eine Art Religion für ihn gewesen. Aber auch in Krisenzeiten wie heute sei die Kraft der Musik ganz besonders vonnöten. Denn sie wird in allen Sprachen verstanden.

„Heute erleben wir schwere Zeiten. Die Welt steht still. Aber vielleicht führt das dazu, dass wir alle wieder mehr Musik zu Hause hören und auch selbst musizieren. Dieses Hobby war in der Welt von Gestern doch so selbstverständlich. In dieses Erbe sollten wir wieder eintreten.“ Die Tugenden der Kultur sind für Arkadi Zenzipér ein hohes Gut: „Die Musik half uns auch in der Vergangenheit, die schlimmsten Katastrophen zu überleben. Sie gab uns Liebe, Mut, Hoffnung, Zuversicht, kurz gesagt: Menschlichkeit. Die Kraft der Musik wird uns auch jetzt helfen, wieder das Leben zu gewinnen.“