In Hellerau beginnt das Tanzjahr fulminant. An der Staatsoperette köchelt „Pariser Leben“ auf Sparflamme. Aber auch an kleinen Dingen gilt es sich zu entzücken, zum Beispiel an „Lieder in Semper 2“. Die hätte durchaus noch ein paar mehr Zuhörer verdient! Die Montagskolumne von Boris Gruhl.
2012 Januar
Beim Operndirektor der Semperoper, Eytan Pessen, singen pro Jahr hunderte von Sängern vor, um eine der begehrten Engagements ans Haus zu bekommen. Dazu werden am Haus noch Demo-Bänder bearbeitet, man hört die zugeschickten CDs und Youtube-Links durch… Wie dann entschieden wird, welche Sänger zur Zeit gesucht sind, und wie Pessen seine eigenen Gesangsschüler auf den harten Auswahlprozess vorbereitet, verrät er im Gespräch mit »Musik in Dresden«.
Immer noch keine Osterhasen im Supermarkt? Wahrscheinlich werden die unsterblich gebliebenen Nikoläuse und Weihnachtsmänner vom Vorjahr gerade erst umgeschmolzen. Aber warte nur, balde … Oder sind wir der Zeit mal wieder voraus? In den Regalen der Musikindustrie sind schließlich eben erst die Mitschnitte der Silvester- und Neujahrskonzerte gelandet.
Dass er die Landesbühnen Radebeul demnächst verlassen muss, traf den GMD, der bisher leidenschaftlich für sein Orchester gekämpft hat, unvorbereitet. Die Landesregierung bot ihm eine Abfindung an, damit er den Titel früher abgibt, was Michele Carulli de facto als Kündigung empfindet. Ernst, fast niedergeschlagen sitzt der Maestro beim Gespräch im Landesbühnen-Foyer: „Ich werde hier bald nicht mehr gebraucht.“
Einer der derzeit besten Bratscher der Welt hat Dresden den Rücken gekehrt. Einer der renommiertesten Chorleiter ist gerade im Begriff, seinen Lebensmittelpunkt von Radebeul nach Stuttgart zu verlegen. Das Landesbühnen-Orchester steht bald ohne GMD, die Philharmonie ohne Spielstätte da. Beste Voraussetzungen für eine kurze Winterdepression.
Jahrelang putzte Jasmin Solfaghari als Spielleiterin die Regiearbeiten anderer. Jetzt inszeniert sie lieber selbst: am Freitag ist in Leuben Premiere von »Pariser Leben«. Sie sei ja eigentlich keine „Operettentante“, sagt sie. Aber der große Elan des Leubener Ensembles sport sie an, alles besonders gut zu machen.
Dem Intendant gefällt nicht, wie die Gattin des GMD singt. Dieser will nicht, dass der Gatte des Intendanten singt. Nun hat das Ministerium entschieden: Partner zu besetzen, ist den Chefs ab sofort verboten. Dieser und andere Nachrichten-Diamanten in Boris Gruhls Kolumne "Herzlich, bis Montag".
Jazz im Januar war eine gute Zeit. Legendäre Urgesteine, verheißungsvolle Newcomer und grandiose Jazzfotografien bestimm(t)en die Szene. Das hat Spaß gemacht und war spannend. Und schon wirft der Februar seine Schatten voraus – darin ist viel Licht und noch mehr klingender Freigeist!
Etwa einmal im Monat soll hier in loser Folge von der Improvisationskunst die Rede sein. Jetzt geht es um Jazz!
Der diesjährige Semperopernball versuchte, die vergangenen zu übertrumpfen. Mit mehr Programmpunkten, besserer Verschränkung von Innen- und Außenbespaßung. Überboten hat er den letzten Ball zumindest in puncto zahlendes Publikum: 2012 kamen zwar weniger Gäste vor, aber mehr in die Oper. Wenn der Ball jedoch seinen guten Ruf behalten will, muss sich einiges ändern.