Wann weht er denn endlich, der frische Wind auf dem Dresdner Hügel der Moderne, im Hellerauer Festspielhaus? Die Regisseurin und Choreografin Constanza Macras macht in Dresden Hellerau Theater, Tanztheater und ein bisschen Oper, stellt sich jedoch den besonderen Herausforderungen des Raumes nicht. Ihr "Oedipus Rex" gerät hart an die Grenzen der Beliebigkeit.
2009 November
18.11.2009: Winterkorrespondenz 2: John Neumeiers „Endstation Sehnsucht“ wieder beim Hamburg Ballett
Als risse es ihre Körper auseinander, so bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer. Als würden sie geschlagen, gepeitscht, gejagt, getrieben, verfolgt, so werfen sie sich durch den weiten Raum der großen leeren Bühne des Hamburger Opernhauses. Sequenzen der Erinnerung, jäh durchbrochen von denen der Gewalt und der Erniedrigung. Endstation Sehnsucht für Blanche duBois in John Neumeiers Ballett nach „A Streetcar named Desire“ von Tennessee Williams aus dem Jahre 1947, das er 1983 für das Stuttgarter Ballett schuf, 1987 in Hamburg einstudierte und jetzt hier wieder aufgenommen hat.
Gamal Gouda ist neu im Ensemble des Dresden Semperoper Ballett. Er ist der Neue im Quartett der Ballettmeister. Neu in Dresden ist der ehemals weltbekannte Solotänzer ganz und gar nicht, der jetzt vom Bayerischen Staatsballett hier her gekommen ist. Er kehrt zurück in eine Stadt, an ein Theater, mit dem sich etliche Erinnerungen im Verlauf der außergewöhnlichen Karriere des jetzt 51jährigen verbinden.
Kopenhagen im November. Hier herrscht Herbstwetter, dunkel, nass, kalt und windig, jedes Klischee wird bedient. Man flüchtet ins Theater, ins alte Opernhaus. „Napoli“ wird hier gegeben, Premiere des Dauerbrenners beim Königlichen Balletts, seit der Uraufführung 1842 über 800 Mal gespielt auf diesen Brettern, die die Welt bedeuten. Das Haus ist ausverkauft, man will dabei sein, wenn der Ballettchef Nikolaj Hübbe gemeinsam mit Sorella Englund diesen romantischen getanzten Traum des Südens in das neapolitanische Ambiente der frühen 50ger Jahre verlegt.
Der Ruf eines Weltstars eilt ihm voraus. Ein einzigartiger Gitarrenstil, mehr als 20 eingespielte CD’s, sechs Millionen verkaufte Alben, drei davon in Gold: der gebürtige Italiener und in New Jersey aufgewachsene Al Di Meola gilt als herausragendster Virtuose des zeitgenössischen Jazz. Mit dem Programm „New World Sinfonia“ beehrte er im Rahmen der Jazztage Dresden 2009 die sächsische Landeshauptstadt – zum ersten Mal seit anderthalb Jahrzehnten.
Das Eröffnungskonzert der Reihe "Jazz-Cafe" war nicht nur gut besucht, auch war jede Menge Kulturprominenz in den Keller gestiegen. Neben den Malerfürsten Göschel, Graf und Adler sah man auch den Dichter Rösenlöcher und den Schauspieler Rolf Hoppe. Ein Statement für den Meister und natürlich auch die Tonne.
Nein, er ist nicht der große Tenor mit dem hohen C. Er ist auch nicht der pathetische Tastenlöwe. Aber er verzaubert die Musikwelt mit seinem unglaublich schönen Bratschenspiel: Nils Mönkemeyer. Am 13. November ist der Bratschist, Dresdner Hochschulprofessor und ECHO-Klassik-Preisträger zu Gast bei Opus 61.
In der Konzertreihe "Spiegelungen" der Sinfonietta Dresden in der Dreikönigskirche sind Experimente erwünscht: eine Haydn-Sinfonie gesellt sich zu einem neuen sächsischen Werk und einem weiteren zeitgenössischer Provenienz, diesmal aus Estland. Dazu gab es Lyrik aus der Bretagne.
Am 21. und 22. November 2009 wird das Video-Tanz- Projekt »OUTER COLD« in der kleinen szene aufgeführt. In diesem Stück von Irene Schröder und Héctor Solari wird keine Handlung dargestellt, sondern nach einer Authentizität gesucht, die die Gewalt in unsere unmittelbare Nähe rückt und damit ihr permanentes Vorhandensein zeigt. Vier Tänzerinnen, rastlos suchend nach einem Platz, die Augen zu verschließen. Vier Tänzerinnen, die die Gewalt und die daraus entstehende Sprachlosigkeit verhandeln, in dem Versuch, dieser Stummheit Ausdruck zu verleihen.