Rezensionen

12.01.2010: Die ganze Monstertragödie in einem Kopf – David Martons Lulu-Experiment am Schauspielhaus

Ein Studio, abgewetzt und schmuddelig, hat Alissa Kolbusch auf die Bühne des Schauspielhauses bauen lassen. Ganz oben in der Regiekabine der Typ an den Reglern. Darunter das Feld der Bewährung, probieren, wiederholen, scheitern, aus der Rolle und wieder hinein fallen. Eins tiefer die Musik, links Piano und Schlagzeug, rechts Elektronik mit Tasten, noch tiefer der Knecht des Obersten mit allen Geräuschen der Technik oder der Natur im Mund. Vorn, und ganz nahe am Publikum, ein verschlissenes Sofa für die Verschnaufpause kurz vor der Hölle.

09.01.2010: Ein milder Männerabend: Les Slovaks Dance Collective mit „Journey Home“ in Hellerau

Les Slovacs Dance Collective – das sind fünf Tänzer, von denen einer auch Geige spielt; ein anderer mixt Sounds und tanzt auch mit. Singen können alle. Ein Kollektiv, eine Tanzbrigade, das kommt an. Zunächst wollte jedoch die neueste Produktion beim Gastspiel im großen Saal des Festspielhauses Hellerau nicht so richtig in Gang kommen. Zuspitzungen oder Verschärfungen waren offenbar nicht beabsichtigt, Höhepunkte oder Spannungsbögen blieben aus. Es siegte der persönliche Charme der Akteure, die jeweils von sehr eigener Präsenz und tänzerischer Fähigkeit sind.

17.12.2009: Darf es noch ne Leiche mehr sein? In der Semperoper führt Julius Cäsar in Ägypten einen lustigen Krieg

Es wird geballert und gebombt, gemeuchelt, intrigiert, verführt, getrunken und geliebt. Man ist im Krieg und das muss ganz und gar nicht immer nur traurig sein. Was das Kino kann, das kann die Oper auch. Trotz einiger Anleihen werden die Künste aber nicht verwechselt. Endlich, möchte man erleichtert sagen, nach diesem barocken Opernabend.

15.12.2009: Tanz aus Stille. Spaß aus dem Ärmel. Fabian Barba und Ivana Müller mit Erinnerungsstücken in Hellerau

Wüssten wir nicht, dass da ein Mann im Lichtkreis steht, gleich auszumachen wäre es nicht, wer das ist, in diesem beinfreien goldbraunen Abendkleid mit bedeckten Schultern. Beschwörend immer wieder die gefalteten Hände, erhoben oder vom Körper gestreckt. Behutsam testet Fabian Barba die Gesten, die Bewegungen, die Räume aus. Wenn wir frei genug sind von allem Deutungs- und Verstehenszwang, können wir uns diesem seltenen Zauber seiner Stunde mit neun Tänzen aus Stille und Konzentration öffnen.