Ein glänzend aufgelegtes Orchester, ein versunkener Pianist, ein ausverkaufter Saal – was will man mehr? Das 3. Philharmonische Konzert der Dresdner Philharmonie hielt einen Höhepunkt der ganzen bisherigen Spielzeit bereit.
Martin Morgenstern
Die Semperoper sei doch definitiv der schönste Ort, an dem das "Trio Joubran" je auftrat, schwärmte Samir Joubran zu Beginn. Eingeladen hatten sich die drei aus Palästina stammenden Brüder Samir, Wissam und Adnan dazu den Perkussionisten Yousef Hbeisch. Die Hauptrolle aber spielte am Sonntag Abend die Oud.
Wo die Bläser goldene Schapkas tragen, wo Tischtennisbälle ausgeschüttet und Heizungen angemalt werden, wo der Hauptheld Jesuslatschen und einen leuchtenden Hermelinpelz trägt – da ist Zangeziland, da ist Musik. Eine neue Produktion von Studenten aus Manos Tsangaris‘ Kompositionsklasse schmückt sich mit postmodernen Beliebigkeiten und schiebt die Schuld dem russischen Futurismus zu.
Nackte Frauen, nackte Männer, verwackelte Handyvideos, spritzendes Blut, trashige Kostüme. Schauspieler, die sich selber filmten und das Publikum in die Handlung einbezogen: die deutsche Erstaufführung der Fantasy-Oper "Swanhunter" an der Chemnitzer Oper hatte wahrlich genug Potential, erklärte Regietheatermuffel in den rotglühenden Wahnsinn zu treiben. Trotzdem: auch für Dresdner ist der Ausflug unbedingt einmal zu empfehlen.
Im Sommer, in Bayreuth wars, da überschlug sich das Publikum im Lobpreisen eines Sängers. Klaus Florian Vogt gab die Titelpartie in der "Lohengrin"-Inszenierung von Hans Neuenfels, und: "wenn inmitten des Beifall-Orkans am Schluss sogar die Kritikerreihen aufspringen, um Standing Ovations zu bringen, dann sind Jubelweisen angesagt!" (»crescendo«). Ein Gespräch mit dem Sänger, der dieser Tage still und heimlich sein Rollendebüt als Caravadossi an der Semperoper gibt.
Angriffslustig knallten die Paukenschlegel am Freitag: "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!". In der Frauenkirche erklingen seit nunmehr sechs Jahren alle Kantaten des Bachschen Weihnachtsoratoriums an einem Abend; musikalisch ist mit diesem dreistündigen Marathon sozusagen die Festsaison offiziell eröffnet.
Den "vielgeneigten Leser" bat 1816 der Herausgeber des fantasiesprudelnden Märchens »Nußknacker und Mausekönig«, "ohne weitere Ansprüche gemütlich das hinzunehmen, was ihm anspruchslos aus treuem Gemüt dargeboten wird." Wohlan in diesem Sinne zur Semperoper-Premiere des Tschaikowski-Klassikers »Der Nußknacker«!
Wehmütig zitiert der ehemalige Skandalgeiger Nigel Kennedy auf seiner aktuellen Tournee mit dem Titel »Four Elements« musikalische Provokationen, die längst keine mehr sind. Und auch die alten Herrschaften im Publikum schwelgen in Erinnerungen…
Die Freiberufler unter den Dresdner Musikhochschullehrern wollen ihre prekäre Entlohnung nicht länger hinnehmen. Was kann, was will die Politik tun, um hier Abhilfe zu schaffen? Eine Podiumsdiskussion sollte aufklären.