Heute blicken wir über Dresdens Tellerrand hinaus: die hohen „C“s in meinem Wagnersänger-Alphabet habe ich außerhalb der Freistaatsgrenzen gehört.
Boris Gruhl
Erst mal einen Schnaps, eine Zigarette und noch eine. Ich komme gerade aus der Staatsoper, Premiere in der Semperoper, Puccini, »Manon Lescaut«.
Beim Buchstaben „B“ fallen mir sofort eine Sängerin und zwei Sänger ein, sie ich in Wagnerpartien, in Dresden, im Großen Haus, später in der Semperoper und in Berlin gehört habe, aber sie waren wohl alle drei auch Wagnersänger.
Wagners Werke sind lang. So kann es sein, dass Aufführungen schon nachmittags beginnen und wir verlassen das Opernhaus dennoch zu einer Zeit, als hätten wir einen „normalen“ Abend erlebt, Puccini, Verdi oder so. Es empfiehlt sich, so einen Wagnernachmittag mit einem guten Kaffee zu beginnen. Auf also ins Café Lohengrin!
Weit ist er nicht, der Horizont im von Gardinen begrenzten Kinderzimmer auf der Bühne des Dresdner Societaetstheaters in der Ausstattung von Saskia Wunsch für die neueste Produktion der shot AG mit dem Titel „Ich wollte doch nur…!“ Ich wollte doch…was wollte ich den nur? Tanzen vielleicht?
Nein, als Wagnersängerin hat sie keine Karriere gemacht, aber bis heute sorgt sie dafür, in Dresden in entsprechender Chefposition, und als höchst geschätze Kraft jedes Jahr in Bayreuth, dass den berühmten und den weniger berühmten Sängern bei den großen Partien der Musikdramen Wagners keine dramtischen Fehler unterlaufen. Die Sopranistin Gabriele Auenmüller wurde nach Beendigung ihrer Sängerlaufbahn „Die gute Fee im Kasten“.
English Songs, die neue CD von Valer Barna-Sabadus, ist fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein.
In diesem Jahr wird Theo Adam 87 Jahre alt. Für viele Wagnerfans ist er einer der Großen. Daher schien es mir angemessen, ihm den ersten Text meines Erinnerungsalphabetes allein zu widmen. Wer „A“ sagt, muss ja nicht um jeden Preis gleich „B“ sagen – daher nächstens noch weiter mit dem ersten Buchstaben des Alphabets.
Von A wie Adam bis Z wie Zobel – auf »Musik in Dresden« präsentiert Boris Gruhl dieses Jahr ein ABC der Wagnersänger in Dresden nach seinen persönlichen Erinnerungen.