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Durchaus kapriziös!

Foto: Oliver Killig

Aus Granada reiste sie via Dresden in die Welt der Musik: María Dueñas galt als musikalisches Wunderkind und hat sich in jungen Jahren schon ganz nach oben gespielt. Jetzt beweist die neue CD* »María Dueñas: Paganini-Caprices« ihr großartiges Können.

Die spanische Geigerin María Dueñas ist ein Phänomen. Von klein auf verliebt in die Musik, hat sie bereits mit zwölf Jahren ihr Studium an der Dresdner Musikhochschule begonnen. Sie hat sich regelmäßig an Wettbewerben beteiligt und beinahe ebenso regelmäßig Erste Preise errungen. Als 18-Jährige gewann sie den renommierten Yehudi-Menuhin-Wettbewerb, verbunden mit dem Publikumspreis und der Leihgabe einer wertvollen Stradivari. Seit 2022 ist sie durch einen Exklusivvertrag mit dem Label Deutsche Grammophon verbunden. Dort ist nun eine Doppel-CD mit den Capricen von Nicolò Paganini erschienen. Eine Aufnahme, die ebenso mitreißend ist wie begeisternd.

Atemberaubend schon dieser Einstieg mit der Caprice Nr. 1 in E-Dur, Andante! María Dueñas zaubert mit geradezu unglaublicher Perfektion Paganinis wahnwitzige Solo-Capricen in ein faszinierendes, ja ein fesselndes Hörerlebnis. Mit seinem Opus 1 hat der einstige Teufelsgeiger allerhöchste Ansprüche an Fingerfertigkeit und Virtuosität gestellt.

María Dueñas, 2002 in Granada geboren, hat sich schon als Kleinkind in die Welt der klassischen Musik verliebt. Ihre Eltern nahmen sie und ihre beiden Schwestern regelmäßig mit in Konzerte und hörten auch zu Hause gemeinsam Musik. Mit sieben Jahren begann sie ihre Ausbildung am Konservatorium von Granada. Ein Stipendium ermöglichte der Elfjährigen ihr Violinstudium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Ihr Vater gab dafür seinen Beruf auf und zog mit der Tochter nach Sachsen, wo sie nebenher ihr Abitur absolvierte.

Ein Wunderkind, keine Frage. María Dueñas selbst sah sich allerdings nicht so, sondern übte zielstrebig, setzte ihr Studium in Österreich fort und arbeitete schon bald mit namhaften Orchestern. Das San Francisco Symphony Orchestra, die Wiener Symphoniker, das Spanische Nationalorchester und viele andere. Unvergessen bleibt eine Begegnung der jungen Geigerin mit Altmeister Herbert Blomstedt zu den Dresdner Musikfestspielen 2023. Ihre Liebe gilt der Kammermusik und – wie schon bei ihrem exzentrischen Landsmann Paganini – dem virtuosen Soloauftritt.

Foto: Oliver Killig

Die neue CD mit den 24 Paganini-Capricen ist zwar ein brisantes Feuerwerk exzellenter Spieltechnik, wie sie María Dueñas bestens beherrscht, aber keine zur Schau gestellte Technik-Performance. Die junge Geigerin weiß ganz genau, was sie spielt – und sie erfüllt ihre Interpretationen mit Hingabe und Seele.

Paganini hat seine 24 Capricen – im Spanischen steht das Wort Capricho für Launenhaftigkeit, für Freiheit – im Alter von 21 Jahren begonnen und sich etwa 15 Jahre lang damit beschäftigt. Das erste Werk aus diesem mitreißenden Zyklus, das María Dueñas gespielt hat, war die Nummer 13. Teuflisch schwer und abgründig ausdrucksstark, von María Dueñas allerdings äußerst gekonnt mit Raffinesse und hoher Klangqualität bewältigt. Sie komplettiert ihr Doppelalbum mit Kompositionen von Pablo de Sarasate, Hector Berlioz und anderen. In der Étude-Caprice von Henryk Wieniawski wird sie gar von ihrem einstigen Lehrer Boris Kuschnir begleitet. Der 2022 verstorbene Komponist Jordi Cervelló hat seine »Milstein Caprice« übrigens eigens für María Dueñas verfasst. Dieses Doppelalbum bietet also neben großartiger Virtuosität auch überraschende Entdeckungen.

Mehr als zweieinhalb Stunden mitreißende Capricen auf diesem Album von María Dueñas. Durchaus kapriziös also, die Doppel-CD der spanischen Geigerin María Dueñas. Die Instrumentalistin – und Komponistin! – wollte zeigen, dass es diese virtuose Kunstgattung eben nicht nur von Nicolò Paganini gibt. Im Finale mit dem Rondo capriccioso von Camille Saint- Saëns wird sie vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin begleitet.

*Obacht, auf älteren CD-Playern ist die neue Scheibe möglicherweise nicht abspielbar. Alternativ bietet sich das Streaming oder die LP-Version an.

Konzerttip: Die Geigerin ist demnächst im Gewandhaus mit dem Korngold-Konzert zu erleben.