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Ein Leben der Musik gewidmet

Foto: privat

Wie seine Familie mitteilte, ist gestern der Dresdner Komponist Manfred Weiss im Alter von 88 Jahren verstorben. Weiss, der aus Niesky stammte, hatte in Berlin bei Rudolf Wagner-Régeny und Ruth Zechlin studiert und war lange Zeit als Dozent für Komposition an der Hochschule für Musik „Carl-Maria von Weber“ in Dresden tätig, ab 1983 als Professor für Komposition und Musiktheorie und 1991-97 als Prorektor am gleichen Institut. In dieser Zeit bildete er eine große Zahl an Studenten aus, die größtenteils heute selbst als Komponisten tätig sind, darunter Christian Münch, Günter Pistorius, Heiner Vogt, Nicolaus Richter de Vroe, Matthias Weißing und Friedbert Wissmann.

Weiss wuchs in einer Familie mit Bezug zur Herrnhuter Brüdergemeine auf. In der DDR und darüber hinaus wurde er bekannt als ein Komponist mit aufrechter Haltung, der seine Gedanken und Gefühle musikalisch zum Ausdruck bringt, ohne sich politisch oder künstlerisch zu verbiegen. In vielen Kompositionen von Manfred Weiss erfährt man sein Bekenntnis zum christlichen Ethos als Schaffenshaltung.

Sein Schaffen umfasst über 120 Werke für verschiedene Besetzungen in den Genres Orchester-, Vokal- und Kammermusik. Für seine Kompositionen erhielt er mehrere Preise, darunter den Kunstpreis der Stadt Dresden und den Hanns-Eisler-Preis des Rundfunks der DDR. In seiner Lebens- und Wirkungsstätte Dresden war er stark verwurzelt und die hiesigen Ensembles wie die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Dresdner Philharmonie oder die zahlreichen Chorensembles der Stadt Dresden widmeten ihm (Ur-) Aufführungen seiner Werke.

Als Persönlichkeit ist Weiss nicht ohne Musik denkbar, sein Leben war der Musik gewidmet. Das umfasste auch Gespräche über Musik und Möglichkeiten, (neue) Musik aufzuführen, aber auch ein stetiges Nachdenken, das für Weiss immer in einen Austausch mit Gleichgesinnten mündete. So begegnete man ihm auch bei Konzerten immer mit einem feinen Lächeln, dem ein kluger Kommentar zum gerade Gehörten folgte – Weiss sprach nicht viel, aber eine prägnante Art war seinen Worten wie seiner Musik immer zu eigen und für die Freiheit der Kunst(schaffenden) setzte er sich vehement ein.

„Manfred Weiss ist eine leuchtende Gestalt der Dresdner Musikgeschichte. Fern aller Eitelkeit und allem persönlichen Geltungsbedürfnis hat er sein Leben nicht nur der Musik gewidmet, sondern dem, was für ihn hinter den Tönen steht, was sie aussagen und was einen wirklichen Beitrag zur Bewältigung des Lebens liefert. Die Musik, die er komponiert, entspringt seinem Innersten. In ihr tritt uns die wunderbare Menschlichkeit dieses zugleich bescheidenen und bedeutenden Mannes unverstellt entgegen.“ so Christfried Brödel, ehemaliger Dresdner Kirchenmusikdirektor, in einem neu erschienenen Buch über Manfred Weiss.