Herbert Blomstedt, Ehrendirigent des Leipziger Gewandhausorchesters und der Sächsischen Staatskapelle, erhält das Bundesverdienstkreuz – ein unvergesslicher Abend.
Geboren in den USA, aufgewachsen in Schweden – und in Sachsen zu Hause? Nein, zu Hause ist Maestro Herbert Blomstedt natürlich in der ganzen Welt, der ganzen Welt der Musik. Seit Jahrzehnten aber ist er zwei sächsischen Klangkörpern in besonderer Weise verbunden. Der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die er von 1975 bis 1985 als Chefdirigent leitete, sowie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem er von 1998 bis 2005 in der Nachfolge von Kurt Masur als Gewandhauskapellmeister vorstand. Beide Orchester haben den 95-Jährigen längst zu Ehrendirigenten erhoben.
Herbert Blomstedt gilt inzwischen als dienstältester und noch immer aktiv gebliebener Dirigent. Der mit Abstand wohl freundlichste Diener von Musik und Kultur ist am 10. November vor einem weiteren Gewandhauskonzert mit dem, wie es offiziell heißt, Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bedacht worden. Für sein Lebenswerk, das ihn geistig frisch und neugierig gehalten hat bis heute, mit dem er weltweit unzählbar viele Menschen beglückt hat, das nach wie vor inspirierend ist für Musikerinnen und Musiker ebenso wie für Musikliebhaberinnen und -liebhaber.
Der nach einem Sturz nun im Sitzen dirigierende Meister (eben erst hat er wieder eine Japan-Tournee absolviert) nahm die Ehrung mit Gelassenheit entgegen und zeigte sich erfreut, sie just in Leipzig zu erhalten. Er werde den Orden „in Demut und Ehrfurcht“ tragen, versprach er vor einem ergriffenen und begeisterten Publikum im nahezu ausverkauften Gewandhaus.
Doch politischer Popanz schert ihn nur wenig; gleich darauf galt es wieder der Kunst, der Musik. Blomstedt dirigierte Franz Schuberts 3. Sinfonie D-Dur D 200. Ein Jugendwerk, das mit jugendlicher Frische erklang, aus dem musikantische Spielfreude herausleuchtete, wofür Blomstedt und Orchester zur Konzertpause schon kräftig gefeiert worden sind. Im zweiten Teil des für eine CD mitgeschnittenen und am 11. sowie am 13. November nochmal wiederholten Abends stand Blomstedts Landsmann und Liebling Franz Berwald auf dem Programm. Dessen 4. Sinfonie Es-Dur, fatalerweise die „Naive“ genannt, krönte dieses Konzert, das mit stehenden Ovationen zu Ehren des Meisters enden sollte.
Heimisch sein dürfte Herbert Blomstedt wohl überall auf der Welt, wo es kulturvoll und musikalisch zugehen mag. In Dresden und Leipzig wird er in diesem Gefühl ganz offenbar nicht nur von Staatskapelle und Gewandhausorchester bestärkt, sondern auch von einem treuen, ihn heftig verehrenden Publikum. Und das ist unvergleichlich mehr wert als sämtliche Ordenspracht.