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Stabel vs Berlin

Prof. Dr. Ralf Stabel (Foto: Yan Revazov)

Im Rechtsstreit zwischen dem Land Berlin und dem Schulleiter der Staatlichen Ballettschule Berlin, Prof. Dr. Ralf Stabel, hat das Bundesarbeitsgericht die Revision des Landes Berlin zurückgewiesen. Das Gericht hatte darüber zu urteilen, ob Stabel Schulleiter bleiben könne. Das Land Berlin hatte dies verneint. Das Gericht hat nun am 1. Juni 2022 entschieden, dass Stabel weiter als Schulleiter beschäftigt werden könne. Damit unterlag das Land Berlin in diesem Rechtsstreit nicht nur beim Arbeitsgericht Berlin und dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, sondern nun auch in höchster Instanz dem Bundesarbeitsgericht.

Bereits die Richterin Dr. Oda Hinrichs hatte während der von ihr geleiteten Verhandlung am Landesarbeitsgericht festgestellt, dass die Beschäftigung von Stabel rechtens sei und bezüglich der Kündigungsgründe darüber hinaus festgestellt: „Es gibt keinen Grund für eine Kündigung. Die Vorwürfe sind alle Luftblasen.“

Ralf Stabel studierte von 1986 bis 1991 an der Leipziger Theaterhochschule »Hans Otto« in Leipzig Choreografie und Theaterwissenschaften mit dem Abschluss als Diplom-Theaterwissenschaftler mit der Spezialisierung Tanzwissenschaft. Er war von 1991 bis 1993 Mitbegründer und Mitglied der Arbeitsgruppe Tanzwissenschaft in Leipzig, Mitarbeit bei der Einrichtung der ersten Studienmöglichkeit Tanzwissenschaft in Deutschland, dem Nebenfach Tanzwissenschaft an der Universität Leipzig. Von Bedeutung ist seine Mitarbeit bei der Ausrichtung des ersten Tanzwissenschaftlichen Symposiums 1992 in Leipzig. 1993 – 2002 war Ralf Stabel persönlicher Referent der Direktoren Hanne Wandtke und Peter Jarchow, sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Palucca Schule Dresden. In seiner Promotion erforschte er das Thema Tanz und Politik am Beispiel der Palucca Schule Dresden. Er verfasste eine Biografie und arbeitete an einem Film Film über Palucca mit, sowie ein Buch zur Geschichte der Schule anlässlich des 75. Jahrestages der Schulgründung.

Von wesentlicher Bedeutung ist seine Mitarbeit, auch als Inititator, bei der Produktion einer CD-Rom mit dem Titel »Die Dresdner Tanzmoderne« zu den Künstler*innen Mary Wigman, Palucca, Marianne Vogelsang, Dore Hoyer und Harald Kreutzberg – mit Originaltänzen und deren Rekonstruktionen, mit biografischen Skizzen mit Fotos und Interviews mit Zeitzeugen wie Hanne Wandtke, Manfred Schnelle, Klaus Geitel, Eva Winkler.

Aktuell arbeitet Ralf Stabel als Dramaturg auf Einladung von John Neumeier an der Uraufführung der Tanzcollage des Bundesjugendballetts, »Die Unsichtbaren«, zu der auch eine dokumentarische Ausstellung gehört. Es geht um die Schicksale von Tänzerinnen und Tänzern, die in im Deutschland der Nazizeit nicht gelitten waren, Haftstrafen verbüßten, interniert waren, in Konzentrationslagern ermordet wurden. Eine wesentliche Anregung für dieses Projekt erhielt John Neumeier auch durch Ralf Stabels Biografie und den von ihm mit gestalteten Dokumentarfilm über den Tänzer Alexander von Swaine.

»Die Unsichtbaren« – Eine Tanz-Collage von John Neumeier

Regie, Choreografie und Ausstattung: John Neumeier;
Choreografie: Raymond Hilbert
Künstlerischer und Pädagogischer Direktor: Kevin Haigen
Ausstellung: Peter Schmidt
Wissenschaftliche Beratung und dramaturgische Mitarbeit: Ralf Stabel

Premiere: 16. Juni 2022, Ernst-Deutsch-Theater Hamburg
Weitere Aufführungen bis 18.07.2022.