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Frühling, verhagelt

Nun hagelt es wieder: Absagen. Der Osterfestspiele Salzburg sind ebenso abgesagt wie der Osterspaziergang – „geputzte Menschen“?, „ein buntes Gewimmel“?, „des Dorfs Getümmel“? oder gar „des Volkes wahrer Himmel“? Mitnichten. Die Enttäuschungen häufen sich wieder, auch wenn sie kaum mehr zu überraschen vermögen. Auf die vom Januar auf Ende April / Anfang Mai verschobenen 5. Internationalen Messiaen-Tage war so viel Hoffnung gesetzt – nun mussten auch sie abgesagt werden. Verschoben auf wer-weiß-das schon.

Während endlich hoffnungsvoll zartes Grün keimt und erste Blüten sich bunt zeigen, betrommelt eisige Kälte das Land. Trotz sonnigen Frühlingslichts prasselt ein Hagel von Absagen und Aufschüben sämtliche Spielpläne und Spielplanüberarbeitungen direkt in die Tonne. Kein Lichtblick in diesem Dunkel der um sich greifenden Pestilenz?

Aber doch: Die Dresdner Philharmonie darf sich des besten Publikums rühmen, sie gewann just einen Preis für dessen Treue und Verbundenheit. Was natürlich mit dem menschlich sympathischen Zugang von Orchester und Intendanz auf die Klassikfreundinnen und -freunde zu tun hat. In verhagelten Zeiten wie diesen ist solch wonnige Wärme gar nicht hoch genug zu schätzen!

Das hat inzwischen auch die Semperoper erkannt und will aus den notgedrungen verschlossenen Mauern heraus wieder Lichtblicke senden. Nach zaghaften Donnerstags-Streams, in denen dem interessierten Publikum zu kunstvoller Musik auch die Anzahl der Scheinwerfer und das Gewicht des Kronleuchters mitgeteilt werden, soll es nun endlich wieder echtes Musiktheater geben. Wie in anderen Häusern, wo Orchester musizieren, Sängerinnen und Sänger auf der Bühne präsent sind und ihre Kunst vor Kameras zelebrieren. Auf dass zumindest am heimischen Bildschirm erlebt werden kann, welche Werte menschliche Stimmkunst, menschliche Darstellungskraft zu vermitteln vermögen.

Just die erste – und einzige – Neuproduktion der laufenden Spielzeit, Mozarts »Zauberflöte«, wird vom ersten April-Montag an in glanzvoller Besetzung im Netz mitzuerleben sein. Steckt dahinter nun endlich die Ansage, dass wir uns nicht alles verhageln lassen und das Mögliche möglich machen wollen?

Von dieser Stelle aus ein herzliches Toi, toi, toi für alle derartigen Ansagen!