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Raubkunst?

In der Musik gibt’s keine Raubkunst. Da wird nur hin und wieder mal adaptiert. Sie muss also nicht weggeschlossen werden wie die Bildende Kunst beispielsweise. Eine Stadt, deren Museen Werke von Canaletto & Co. beherbergt, sollte Sicherheit natürlich ernst nehmen und ganz groß schreiben können.

Dass „die Sachsen“ trotzdem bestohlen werden, wie deren Minipräsident so schlagzeilentauglich formuliert hat, müsste ihnen und ihm in höchstem Maße oberpeinlich sein. Auch wenn es sich dabei „nur“ um eine Auswahl von Augusts Klunkern handelt, um teures Kunsthandwerk, vulgo „sächsischer Staatsschatz“, und nicht um die einmaligen Meisterwerke, die an den Wänden Dresdner Galerien zu bewundern sind – es ist und bleibt peinlich. Der Umgang mit Fakten und Wahrheiten, die in den vergangenen Tagen fast tröpfchenweise mal so und mal so enthüllt worden sind, hat dem Ganzen noch ein glitzerndes Krönchen aufgesetzt.

Da ist es doch schön, wenn man beispielsweise die Staatskapelle mit ihrem „Glanz von altem Gold“ sicher, wohlbehütet und geschätzt weiß, hoffentlich auch für die nach uns kommenden Generationen. Mit seinen Chören, Orchestern, Ensembles und Solisten wahrt die Musikstadt große Schätze in ihren mal engeren, mal weiteren Grenzen.

Jüngst geriet sogar ein Abschlusskonzert internationaler Jazztage zu einem klingenden Höhepunkt. Zwei Tage nach dem Coup im Grünen Gewölbe zelebrierte Altmeister Herbie Hancock ein grandioses Großkonzert – in Leipzigs Kongresshalle am Zoo. Fast schon vergessen sind die Zeiten, da solche Ereignisse auch in der prachtvollen Semperoper für Aufsehen sorgten. Die Leipziger Jazztage machten es möglich, dass Hancock und Band zu einem schillernden Festival nachgereicht wurden und mit einem höchst intensiven Potpourri aus älteren und neueren Meisterwerken das Publikum in Atem hielt. Klingende Pretiosen, geprägt von kongenialen Einflüssen der Musikgeschichte mit schierer Ideenfülle und funkigem Esprit…