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Ein Kulturbotschafter mit Dresdner Bodenhaftung

Die Nachrichten haben es bereits vermeldet: Der Sänger Theo Adam ist verstorben. Nach langer, schwerer Krankheit ist der weltberühmte Bariton am Donnerstag im Alter von 92 Jahren in Dresden in den Musikerhimmel gezogen.

Womöglich war er dort schon seit Jahren. Jahre, die der einst weltweit gefeierte Star schwer krank in einem Dresdner Pflegeheim verbracht hat. Zuletzt gar gemeinsam mit seiner langjährigen Gattin. Theo Adam war durch und durch Dresdner – und gleichzeitig ein Weltstar. Wie ging das zusammen? Der 1926 in Dresden geborene Bassbariton hat hier als Kruzianer Musik und Disziplin gelehrt bekommen, startete von hier aus eine Weltkarriere, die ihn an die Opernhäuser von Berlin, München, London, Wien und New York geführt hat, zu den Salzburger und vor allem zu den Bayreuther Festspielen, wo er fast drei Jahrzehnte seiner insgesamt über knapp 60 Jahre währenden Karriere sehr erfolgreich gewirkt hat. Doch er ist stets bodenständig, auf seine Art bescheiden und integer geblieben. Das haben nicht nur seine heimischen Verehrerinnen und Verehrer an ihm geschätzt.

Boris Gruhl: »VON ADAM BIS ZOBEL – Ein Wagnersänger-Alphabet.«
Mit einem Vorwort von Christian Thielemann. Verlag der Kunstagentur Dresden, 2013

Im Laufe der Zeit hat Theo Adam sämtliche Fachpartien in »Tannhäuser«, »Lohengrin«, »Parsifal« sowie im »Ring des Nibelungen« gesungen. Hans Sachs in den »Meistersingern« wurde zur Glanzrolle des Sängerdarstellers, wie Boris Gruhl in seinem Wagnersänger-ABC schrieb. Theo Adam ist aber weit mehr als nur Wagner-Sänger gewesen. Als Mozart-Interpret hat er von sich reden gemacht, wandte sich jedoch auch der Moderne des 20. Jahrhunderts zu und gestaltete etwa die Titelpartien in »Wozzeck« von Alban Berg und »Einstein« von Paul Dessau. Außerdem hat er in Opern von Richard Strauss bis Friedrich Cerha brilliert.  Alles in allem hat er mehr als 100 Rollen in seinem Leben verkörpert und ebenso viele Schallplatten mit eingespielt.

Seine Laufbahn hat der Sachse 1949 an der Semperoper gestartet. Sie führte ihn bereits zu DDR-Zeiten rund um die Welt. Eine Sonderrolle, denn er war – gemeinsam mit seinem Freund, dem Tenor Peter Schreier – ein Kulturbotschafter des untergegangenen Landes. Grenzen hat es für ihn quasi nicht gegeben, weder räumlich noch künstlerisch. Darum hat er sich neben der Fernsehsendung »Theo Adam lädt ein« später auch mehrfach als Regisseur auf die Bühnen gewagt. Und, nicht zu vergessen, er hat seine Herkunft im Kreuzchor immer wieder auch als Bach-Interpret unter Beweis gestellt. Neben den zahlreichen Einspielungen und Aufnahmen legen auch seine teils anekdotischen Bücher bleibendes Zeugnis von einem bewegten, ereignisreichen und sinnerfüllten Leben ab.