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Serge Dorny doch noch im Amt?

Schon die Verschiebung der Verschiebung ließ nichts Gutes ahnen: Die mehrfach angesetzte Urteilsverkündung in Sachen Serge Dorny vs. Freistaat Sachsen gipfelte am Dienstag in einem Abwatschen des Beklagten. An der 1. Zivilkammer des Landgerichts wurde das Urteil verkündet, demzufolge die fristlose und außerordentliche Kündigung des designierten Staatsopernintendanten Serge Dorny durch die damalige Kunstministerin Sabine von Schorlemer das Vertragsverhältnis mit Dorny nicht aufgelöst habe. Punkt.

Hat die Semperoper folglich eine Doppelspitze? Das ist wohl eher nicht zu befürchten, denn der Belgier Serge Dorny sprang unmittelbar nach seiner sächsischen Entlassung wieder in den noch warmen Sattel der französischen Oper in Lyon. Der ganze juristische Knatsch dreht sich folglich nur mehr ums Geld.

Richter Stefan Schmitt begründete sein Urteil damit, dass er weder eine „persönliche Ungeeignetheit“, noch „verhaltensbedingten Kündigungsgründe“ gegenüber Dorny sehe. Der damalige Kandidat habe sich „nicht pflichtwidrig verhalten“. Als er im Kompetenzgerangel mit Chefdirigent Christian Thielemann einen Forderungskatalog aufgestellt und Nichterfüllungsfall mit sofortigem Rücktritt gedroht hatte, hätte der Freistaat nur abwarten und Dornys Kündigung annehmen sollen, so der Jurist. In einer früheren Phase hatte er ein Mediationsverfahren angeboten, das die Kontrahenten aber abgelehnt hatten.
Nun aber sei ein Streitwert in Höhe von 874.000 Euro festgelegt worden, aus dem die Gebühren für das Verfahren errechnet werden müssen, die der beklagte Freistaat zu tragen hat. Dessen Anwalt sah nach der Urteilsverkündung die Sache entspannt und meinte, nach Vorlage des schriftlichen Urteils über eine eventuelle Berufung ans Oberlandesgericht entscheiden zu wollen.

MiD

Das Statement von Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange zum heutigen Urteil der 1. Zivilkammer des Dresdner Landgerichts im Rechtsstreit zwischen dem Freistaat Sachsen und dem einstigen designierten Semperoper-Intendanten Serge Dorny: „Wir warten zunächst die schriftliche Urteilsbegründung ab. Dann werden wir über weitere Schritte beraten. Wir sind froh und sehr dankbar, dass Interimsintendant Wolfgang Rothe mit dem Team der künstlerischen Direktion die Oper durch diese schwierige Zeit geführt hat und dafür sorgt, dass das Haus ruhig und kontinuierlich arbeitet, dass neue Inszenierungen realisiert werden können, dass das Musiktheater nichts von seiner Strahlkraft einbüßt. Mit Spielzeitbeginn 2018 wird Peter Theiler seine Amtszeit als neuer Intendant der Semperoper antreten. Wir freuen uns sehr auf den Start des renommierten Opernkenners.“