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„Wie peinlich!“

Smetana zum Auftakt des zehntätigen Johann-Strauss-Festivals an der Staatsoperette Dresden? Na gut, diese Verlegenheitslösung nehmen wir mit Humor, zumal Strauss sich von dem Stück zu seiner Operette »Jabuka – Das Apfelfest« anregen lassen haben soll (Warum indes nicht gleich »Jabuka« auf die Leubener Bühnenbretter gebracht wurde?).

Wie umgehen mit diesem zurückgebliebenen, stotternden Dorftrottel (Hauke Möller)? Der Regisseur Arne Böge weicht dieser Frage aus (Alle Fotos: Stephan Floß)

Das Lachen, das die temperamentvolle, auf böhmische Folkloreseligkeit und flotte Choreographien setzende Inszenierung des Leubener Spielleiters Arne Böge in uns gern hervorkitzeln möchte, bleibt manches mal etwas gequält, und daran ist die Unsicherheit des Regisseurs im Umgang mit Wenzel, dem Dorftrottel, schuld. "Wenzel … bedarf der liebenden Zuwendung", schrieb Peter Gülke 2001, "als bloße Funktion der Handlung wäre er kaum mehr als ein Popanz." Was macht Böge aus dem stotternden Muttersöhnchen, aus dem hoffnungslosen Deppen? Er bemüht sich um ihn, zeigt ihn anfangs als sensiblen Träumer, der mit Kornpuppen tanzt, später im zottigen Bärenkostüm, zuletzt darf seine Liebe zu Esmeralda, der Tänzerin vom Zirkus, aufkeimen. Aber da ist auch der Knackpunkt der Inszenierung, der Moment, wo klar wird: gelöst ist hier gar nichts. Schal schmeckt das Happy End von Hans und Marie mit einem Mal, denn Wenzels Eltern Micha (Herbert G. Adami, überfordert) und Agnes (wunderbar: Carolin Masur) haben für ihren Sprößling nur noch Scham und Verachtung übrig: "Wie peinlich", sagt Agnes eisig über seinen tollpatschigen Auftritt als Zirkusbär. Und mit einem Mal herrscht Totenstille im Publikum.

Allez, hopp! Zirkusszene, u.a. mit Barry Coleman, Jeannette Oswald, Radek Stopka

So richtig freuen kann man sich deshalb am Ende nicht, weder über die mutigen Ansätze, die das Orchester unter Andreas Schüller zeigt, noch über den blendend im Stoff stehenden, allenfalls in der Höhe etwas beengt singenden Gast Richard Samek als Hans, den verlorenen ersten Sohn, der den Heiratsvermittler Kezal (Elmar Andree kommt leider nicht tief genug, um ihm die nötige Substanz zu geben) gekonnt hinters Licht führt. Der populäre "Tanz der Komödianten", nach der Ouvertüre das eigentliche musikalische Herzstück von Smetanas Oper, wird durch die überbordende Choreographie von Radek Stopka, der sich selbst gar noch eine Jonglierrolle auf den Leib geschrieben hat, ziemlich zugedeckt. Fürs Publikum ist die straff durchgestylte Nummer der Anlass zu begeistertem Applaus. Und mit Esmeralda (Jeannette Oswald) ist dann endlich auch eine Partnerin für Wenzel gefunden. Werden die beiden zusammen glücklich? Darauf ein zünftiges Premierenbier.

Nächste Vorstellungen: 15., 16. Mai 2014