Ein denkwürdiges Datum: der Bundeswulff ist endlich zurückgetreten. Wir hatten das ja schon lange geahnt (siehe meine weihnachtliche Kolumne vom 24. Dezember 2011). Aber es wird sich nichts ändern. Dabei könnte diese Farce durchaus ein Lehrstück sein. Auch für Dresden.
2012 Februar
Auch als Dresdner Konzertgänger kann man sich den Ritualen des 13. Februars schwer entziehen. Die zwei Gedenkkonzerte der beiden großen Orchester der Stadt fanden bereits ausführlichere inhaltliche Würdigung in vorherigen Texten. Es wäre noch zu fragen: was bleiben mit ein paar Stunden, Tagen Abstand für Eindrücke haften?
Die Bühnenmusik in der neuen Inszenierung von Bulgakows „Meister und Margarita“ (Premiere: 11. Februar) gibt das Tempo des Stückes vor und schafft eine ganz eigene theatralische Ebene. Thomas Hertel hat sie montiert und spielt mit bekannten sowjetischen „Schlagern“ spielt wie dem Säbeltanz, dem Walzer aus „Maskerade“ von Aram Khatchaturian oder dem Marsch aus der „Liebe zu den drei Orangen“ von Prokofjew. Man hört aber auch das bekannte Marschthema aus Schostakowitschs Leningrader Sinfonie.
Am 13. Februar 1985 wurde die Semperoper wiedereröffnet. Es war ein kalter Tag. In der Stadt war was los. Polizei und Sicherheitskräfte waren unterwegs. Vor der ersten Premiere im dritten Semperbau sprach Erich Honecker auf dem Opernplatz, die Rede soll kurz gewesen sein. Dann begann der Opernbetrieb. Komisch: dieses einmalige Operngefühl, dass mir „Hören und Sehen vergeht“, hatte ich seit diesen Tagen nur noch selten.
Selten, sehr selten hat ein Motto das Konzert und dessen Anlass so exakt beschrieben wie diesmal. Mitunter wirken die in dieser Spielzeit verwendeten Titel sogar tüchtig bemüht. Für das Konzert zum Dresdner Gedenken hätte man in der Philharmonie aber keine bessere Wahl treffen und kaum ein passenderes Programm finden können.
Seit 1951 gibt die Sächsische Staatskapelle jedes Jahr ein Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Am Samstag erklang in der Frauenkirche zum zweiten Mal eine Uraufführung aus diesem Anlass. Das Requiem „Dresden – Ode an den Frieden“ von Lera Auerbach wird am Montag und Dienstag in der Semperoper wiederholt.
Weiße Rosen im Schnee. Das klingt wie ein Schlager und soll gegen Schläger gut sein. Gegen Totschlag-Argumente. Kerzenlichter im Wind. Noch so ein Titel – aber geht irgendwem mal ein Licht auf? Dresdner Gedenken oder: Geh‘ denken!? Diese Stadt ist voller Symbole. Gut für ein Requiem.
Im Jazzclub Tonne wird ein Label gefeiert. Das ist eine ganze Woche lang eine Feierstunde des Jazz! Auch mit unumgänglichen Programmänderungen unbedingt zu empfehlen.
Rasch noch mit dem Taschentuch über die Klaviatur gewischt. Ein letztes Aufdehnen der Hände, den Kopf gesenkt. Dann floss dem Solisten Sandro Ivo Bartoli eines der virtuosesten Konzerte der russischen Klavierliteratur, das „Rach 2“, aus den Fingern.