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Unter diesen Umständen: Keine Pause!

Über dreißig Minuten Wartezeit waren vergangen seit offiziellem Konzertbeginn. Alles, was man wusste: Der Künstler war ungeplant lange unterwegs gewesen und erst seit einer Stunde im Societaetstheater. Die Veranstalter waren froh, das Konzert nicht absagen zu müssen, dafür nehme man auch das Wegfallen einer Pause und Programmkürzungen in Kauf. Eigentlich kein gutes Omen für ein erstes deutsches Solokonzert .

Kam spät, blieb locker: Richard Bona (Fotos: Hans-Joachim Maquet)

Gespanntes Warten auf den Held des Abends und schließlich euphorischer Beifall. Fröhlich und gelassen, ohne große Worte zu verlieren, begann der Bassist Richard Bona, auf einer Akustikgitarre kleine feine Akkorde zu zupfen. Er war ganz bei der Musik, beinah entrückt improvisierte er, konzentriert, aber nie angestrengt. Nach dem ersten schlichten Lied in seiner Muttersprache voller hoher, leichter, emotional gesungener Töne machte der Multiinstrumentalist ungezwungen einen kleinen Witz über die vielen Knöpfe am Boden, die ihm einige kleine Effekte wie Regengeräusch, Hall und Looping ermöglichten, die zu testen aber keine Zeit blieb. Absolut locker nahm er sich eben Zeit dafür, lachte über komische Geräusche, die er mit Gitarre und Bass kurz ausprobierte, um reibungslos in die nächste Improvisation überzugehen.

Seine Musik, so ungezwungen und bestechend einfach, und seine Stimme, mal samtweich, mal rau, verliehen dem Abend eine gemütliche, andächtige und doch losgelöste Atmosphäre. Darüber hinaus gewann er noch mehr Sympathien des Publikums durch seinen natürlichen, fast kindischen Humor, der alle ansteckte. Wenn er sang, war er nicht imstande, die Hände stillzuhalten. Wenn diese nicht an den Saiten wild tanzten, gestikulierten sie zu den afrikanischen Texten, die jedem eine persönliche Geschichte erzählen wollten. Heiserer, intimer Gesang war zu hören, begleitet nur durch Arpeggien, als er die ersten tieferen Basstöne anschlug, trat ein Ausdruck amüsierter Freude auf sein Gesicht. Zwischen den Stücken bekundete er seinen aufrichtigen Dank, dass man auf ihn gewartet habe, freue ihn sehr. Und seine Zuhörer erfreute er mit technisch schwierigen Gitarrenimprovisationen und Bluesrhythmen mit charismatischem Gesang.

Mit der Rechten imitierte er eine Mücke, ohne die Saite, die er berührte, nochmals anschlagen zu müssen, mit der Linken versuchte er, die vermeintliche Mücke zu fangen. Schelmisch erwartete der Sänger die Reaktionen des Publikums auf seine kleinen Gags, beäugte erst argwöhnisch den Kameramann und posierte dann für Fotos, baute das Klicken in seine Musik ein.

Diese wiederum bediente sich aus verschiedenen Genres, wie Blues, afrikanischen Rhythmen und lateinamerikanischen Melodien. Dann wieder spielte er ein wiegenliedartiges Stück, das durch seine Einfachheit faszinierte und dadurch schlicht rührend klang. Seinen beeindruckenden Stimmumfang demonstrierte Richard Bona, erfand auf der Bühne mühelos neue Lieder durch Looping, legte so mehr als elf verschiedene Stimmen übereinander, animierte das Publikum zum Mitsingen. Nach einem Fehler in einem Stück, den niemand bemerkt hatte, schüttelte er den Kopf, musste dann grinsen: “Und dabei habe ich es geschrieben…“

Gegen Konzertende kam ein weiteres Highlight: Maria Markesini sang mit ihm, Tim Hahn fühlte sich spontan in die Rhythmik am Schlagwerk ein und Bruno Böhmer Camacho erfand dazu neue Harmonien am Flügel. Nach einem griechischen Lied entstand eine mitreißende Version von „Men gave names to all the animals“. Mit Richard Bona singend schmeichelte Maria Markesinis voluminöse, kraftvolle Stimme der seinen – und umgekehrt.

Als Gast Maria Markesini: mitreißend!

Nach gut zwei Stunden Konzert und tobendem Schlussapplaus wirkte der Künstler doch etwas geschafft. Dennoch ließ er sich seine Zugaben nicht nehmen, schöpfte nochmals die Möglichkeiten seiner Looping Station aus, sang begeistert mit dem Publikum, imitierte Saxophone und Kontrabässe. Schlussendlich verabschiedete sich der afrikanische Musiker mit einer Improvisation über „Grooving Dresden“ und beendete sein erstes deutsches, mehr als gelungenes Solokonzert.