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Wenn Manne in den Osten kommt…

Foto: PR

… spricht sich das anscheinend schnell herum. So war der Dresdner Kulturpalast am Abend des 4. November fast ausverkauft. Im Rahmen der Jazztage Dresden war Manfred Krug gemeinsam mit Uschi Brüning und dem Berlin Jazz Orchestra unter der Leitung von Jiggs Whigham angekündigt. Mit von der Partie waren außerdem Marc Secara, Sänger und Frontman des Berlin Jazz Orchestra´s und Ernst-Ludwig Petrowsky, langjähriger Spiel- und Lebensgefährte von Uschi Brüning. Wer nur wegen Manfred Krug kam, musste sich also etwas gedulden. Denn zunächst wärmte Marc Secara das Publikum mit Evergreens der Jazzgeschichte wie Duke Ellington´s „It don´t mean a thing“ oder Sinatra´s „You are my way of life“ auf. Trotz seiner jugendlichen Erscheinung gelang ihm der Vortrag dieser hundertfach gehörten Titel sehr stilsicher und fast schon etwas unzeitgemäß. Einige Impro-Einlagen von Jiggs Whigham (Posaune), der unter anderem bei Glenn Miller lernte und schon mit Größen wie Ella Fitzgerald auf der Bühne stand, folgten, bis DDR-Jazz-Urgestein Petrowsky (Altsaxophon) mit seinem Stück „Tagesträume“ ein beeindruckender Sprung zum Free Jazz gelang. Musikalisch wahrscheinlich der anspruchsvollste Beitrag des Abends und dynamisch sehr gefühlvoll vorgetragen. Bis dann endlich Manfred Krug mit seinen (wie er selbst zugab: etwas albernen) Interpretationen und Arrangements auftrat, war man also durchaus gut unterhalten. Vom Froschlied aus der Sesamstraße bis hin zu jazzig-arrangierten Schlagertiteln bot er fast alles quer durch den Jazz-Gemüsegarten. Doch mangelnde Ernsthaftigkeit konnte man dem Programm (das übrigens seit 5 Jahren schon so besteht) bei dem Titel „Jazz for Fun“ nicht vorwerfen. Außerdem leben Krugs Auftritte vor allem von immer wieder gern gehörten Anekdoten, die sich alle vor etwa 22 Jahren oder früher abspielen.

Seine Haltung, das Mikrofon mit beiden Händen umklammert und der Oberkörper weit nach vorne gebeugt, hat sich seit der Zeit nicht geändert. Nur die Stimme hat in der Zwischenzeit, zumindest bei den ersten Titeln, merklich gelitten. Ganz im Gegensatz zu Uschi Brüning. Fast schon schüchtern trat sie zunächst auf, doch packte dann alle Ausdruckskraft in die Stimme, die zwar inzwischen etwas dunkler, aber keineswegs weniger durchdringend erklang. Beim Duett „Mach´s gut, ich muß gehen“ war es eine helle Freude, Manfred Krug und Uschi Brüning zuzusehen, wie sie den jugendlichen Text so kokett miteinander artikulierten.

Ein sehr unterhaltsamer Abend, vor allem durch den Verdienst des 19-köpfigen Berlin Jazz Orchestras, welches mit unglaublicher coolness das lässige, fast schon tänzerische Dirigat von Whigham präzise umzusetzen wusste.
So machten die gut fünfzig Prozent des Konzertes ohne Krug dennoch viel Spaß und auch Marc Secara, der „Anti-Krug“ (stimmlich und optisch), gewann gen Ende an Sympathie. Hatte er es sich mit Ansagen wie „Lieben Sie Jazz?“ anfangs doch schwer gemacht bei den Dresdnern.