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Mit Pfeil und Bogen: die neue „Capella Sagittariana Dresden“

Eigens für die Postierung seiner vielköpfigen Vokalchöre erhielt Kapellmeister Heinrich Schütz (1585-1672) zwei Emporen auf der Altarseite der Kapelle im großen Hof des Residenzschlosses Dresden im späten Jahr seines Lebens 1661 im 1551/1553 errichteten Sakralbau nachgebaut. Nach Abschluss der derzeit laufenden Rekonstruktion des Innenraumes durch das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB), bei der das spektakulär bekrönende Schlingrippengewölbe wiederentsteht, wird der Saal ab 2013 wieder nutzbar, wenn auch noch in einem rohen Zustand. Der Cappella Sagittariana Dresden, die sich der Pflege der Werke des großen Meisters der frühen Barockmusik widmet, soll dann die Schlosskapelle zum Hauptaufführungsort und zur Heimat werden.

Die Dresdner Schlosskapelle auf einem zeitgenössischen Stich von D. Conrad

Über 300 Jahren nach ihrer Entstehung hatte der Musikwissenschaftler und Lehrstuhlinhaber für Alte Musik an der Dresdner Musikhochschule, Wolfram Steude (1931-2006) in den 1980iger Jahren die Stimmbücher des „opus ultimum“, dem Schwanengesang sogenannt, von Schütz in der damaligen Landesbibliothek wiederentdeckt. Der damaligen Cappella Sagittariana ist zu verdanken, dass diese Sammlung von doppelchörigen Motetten und einem Magnificat 1985 wiederaufgeführt, auf CD in der Dresdner Lukaskirche 2010 eingespielt und veröffentlicht werden konnte.

Schon in den 1970iger Jahren hatte sich aus Musikern der Sächsischen Staatskapelle ein Ensemble für Alte Musik formiert, das sich in Reminiszenz an den bedeutenden Kapellmeister der einstigen Hofkapelle den Namen „Cappella Sagittariana Dresden“ gab, nach sagittario(it) der (Himmels)Schütze. Der Erfolg führte die rasch zu einem der führenden Ensembles für Alte Musik in der DDR Gewordenen nach Leningrad, Westdeutschland und ins Europäische Ausland.

Von Seiten der Dresdner Philharmonie wiederum hatten sich 1993 Orchestermusiker mit freischaffenden Musikern, Sänger und auf historischen Instrumenten Spielende zum Ensemble "Alte Musik Dresden“ zusammengefunden. Auch diese Gruppierung fand mit ihrer Spezialisierung auf die Musik der Renaissance und des Frühbarock schnell einen festen Platz im Musikleben ihrer Heimatstadt. Im Fokus des neu entstandenen Ensembles stand die Wiederentdeckung des vielfältigen mitteldeutschen und sächsischen Musikerbes. Von Wolfram Steude zusammen mit Norbert Schuster, dem künstlerischen Leiter des Ensembles, konzipiert, entstand unter dem Titel „Sächsische Musiklandschaften im 16. und 17. Jahrhundert“ eine Projektreihe mit Konzerten und CD-Produktionen, veröffentlicht beim Label Raumklang (Musikproduktion & Verlag, Schloss Goseck). Darüber hinaus widmeten sich die Musiker nahezu dem gesamten Spektrum der vokal-instrumentalen Musik der oben genannten Stilepochen. Zahlreiche Aufnahmen verschiedener Rundfunksender wurden geschnitten wie Konzertreisen das Ensemble nach Polen, Tschechien, Österreich und die Niederlande führten.

Foto: Peter Bäumler

In 2006, dem Jahr des 800jährigen Gründungsjubiläums der Stadt Dresden, vereinigten sich beide Ensembles an symbolträchtiger Stelle, der Kapelle des Dresdner Residenzschlosses, zur neuen „Cappella Sagittariana Dresden“. Im gleichen Jahr erhielt der Name Markenschutz als Wortmarke des Freistaates Sachsen durch Anmeldung beim Deutschen Patent- und Markenamt. Das Gesamtwerk von Heinrich Schütz bildet auch in Zukunft einen wesentlichen Bestandteil des Repertoires. Nach einer ersten erschienenen CD in edition raumklang „Musik aus der Dresdner Schlosskapelle“ unter dem Titel „ich hebe meine Augen auf“ ist eine weitere mit dem Titel „Schütz und Italien – Schütz und die Italiener“ eingespielt.