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Was in der „Bretterbude“ begann

Ein großer Brand hatte die erste von Gottfried Semper erbaute Hofoper am Zwinger 1869 zerstört. Eiligst war für das musik- und theatersüchtige Königshaus und Dresdner Publikum eine provisorische Spielstätte, die „Bretterbude“, errichtet worden. Nur drei Jahre später wurde der junge Ernst Schuch, abgeworben aus Basel und der Theatergruppe Pollini, als Musikdirektor der Hofoper 1872 engagiert. Kaum etabliert, brachte der junge Kapellmeister Wagners »Rienzi« in Dresdner Neueinstudierung 1873 auf die Bühne der „Bude“. Der Komponisten ärgerte sich wegen einiger Kürzungen und zu schneller Tempi, äußerte indes zu Schuchs Dirigierkunst: „Das ist der einzige Schuch, der mich nicht drückt“. Es folgte bald der »Lohengrin« – und Schuch wollte mehr von Wagner. In einem Schreiben 1875 an ihn bat er um die Aufführungsrechte für »Tristan und Isolde«, welche Dresden aber nicht bekam, da Wagner mit dem sächsischen Königshaus um die Bezahlung von Forderungen stritt. Erst in den Achtzigern waren die Vorbehalte der Wettiner gegen Wagner wegen dessen Beteiligung an der Frühjahrsrevolution 1849 abgeklungen.

Fotos: P.B.

Schuch nahm sich nach Richard Wagners Tod in der neuerbauten, nun zweiten Semperoper dem Gesamtwerk des Komponisten an. Nur Uraufführungen waren nicht mehr nach Dresden zu holen. Als Direktor der Hofoper hatte Schuch immerhin Einfluss auf die Programmgestaltung. Indem er die Kapelle zu einem der größten Orchester erweiterte und allerstes Sängerpersonal berief, schuf er am Hof ein Ensemble von Weltruf. Mit diesem erschloss Ernst von Schuch dem Dresdner Publikum nach und nach das Gesamtwerk seines hochverehrten Amtsvorgängers. Dresdens Wagner-Rezeption kam in den Blick der ganzen Welt. Im Jahr der Dresdner »Parsifal«-Erstaufführung 1914 zählte der Spielplan 61 Wagner-Aufführungen, davon allein 17 Aufführungen des Bühnenweihfestspiels.

Eine kleine Sonderausstellung im Seitenflügel des Jagdschlosses Graupa bringt schon mit ihrem Titel »Alle meine Kräfte diesem Werke … – Schuchs eigener Wagner« ihre Absicht auf den Punkt. Alles, was sie von und über Schuch zeigt, hat mit Wagner zu tun. Handschriftliche Notizen, Briefe, Theaterzettel, Plakate, Skizzen, Fotos und das Original des Parsifal-Bühnenbildentwurfs. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Christian Mühne, hat in unzählbar vielen Forschungsstunden in Archiven alles zusammengetragen, hat Originale und Faksimiles beschafft. Schuchs Urenkelgeneration trägt mit Schaustücken bei, der Büste des Dirigenten, einem edlen Ehrentaktstock, einer Meistersinger-Partitur mit Eintragungen Schuchs, die Urenkel Bernt-Christoph Lämmel dem Museum zur Dauerausstellung zur Verfügung stellte. Für die Gestaltung der kleinen Präsentation vor lohengrin-blauem und elegant grauem Hintergrund in Kabinetthängung zeichnen die Pirnaer Gestalterin Anke Albrecht im Zusammenspiel mit Katja Pinzer-Hennig, Leitende Kustodin des Hauses, verantwortlich. Martina Damm half mit Rat und Leihgaben der Familienstiftung, die sie unter dem Namen ihres Urgroßvaters ins Leben rief. Es ist die erste Sonderschau der Wagnerstätten die ausschließlich nach eigener Konzeption und in eigener Regie entstand.

»Alle meine Kräfte diesem Werke … – Schuchs eigener Wagner«
Sonderausstellung des Wagner-Museum Jagdschloss Graupa
bis 19. März 2017

Führung mit dem Kurator Dr. Christian Mühne: Sonntag 12. Februar 2017, 11 Uhr

Richard-Wagner-Stätten Graupa
Telefon: 03501 – 46 19 65 0
Geöffnet Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa/So/Feiertag 10 – 18 Uhr