Scroll Top

BRN – Bier, Randale, sonst Nichts?

Image (1)Die B.R.N. 2016 wirkt wie in Schutzhaft genommen. Was einst mit betontem Freiheitsanspruch in die Welt gesetzt wurde, ist nun von Polizeikordons umlagert. Wird per Drohne bespitzelt und mit Stiefeln getreten. Ist mit Mannschaftswagen zugestellt. Macht Feiern da überhaupt noch Spaß? Wenn hinter jeder Bierflasche eine Uniform steht? Ach so, Bier-Flaschen sind ja verboten.
Apropos: Der libertäre Gründungsgedanke, das autarke Bestreben der Bunten Republik Neustadt, sich nicht in parteipolitische Korsagen hineinpressen zu lassen, sie währten nicht lange. Es kam zu völlig überflüssigen Exzessen besinnungsloser Gewalt, die in monetärer Verbindung von Krämergeist mit Brauereiwerbung zu nahezu totalitärer Gesinnungsschnüffelei führte. Aus der Republik ohne Grenzen wurde nicht selten eine blutig besoffene Angelegenheit. Klingt beinahe wie Fußball – die Wahrnehmung der EM wird von der Angst vor Terroristen in Frankreich und dem Kniefall vor internationalen Hooligans dominiert. Gab es eine derartige Gewaltbereitschaft bei an und für sich doch friedlichen Wettkämpfen auch schon vorher in Europa, als sich der Kontinent öffnete für eine grandiose Menschheitsidee? Ging das einher mit dem (freiwilligen?!) Verzicht auf Gedankeneinsatz, auf Bildung? Wie groß mag bei vielen Mitmenschen der Schreck gewesen sein, als Stanislaw Tillich erst unlängst dem Freistaat Sachsen ein weiteres Armutszeugnis ausstellte und die Einführung von Geschichtsunterricht (!) an sächsischen Oberschulen forderte. Hatte man dies bislang tatsächlich für entbehrlich gehalten, angesichts der deutschen Geschichte zumal?!
Eine wahrhaft europäische Bildung täte not. Die könnte uns offener machen, um Weltbürger unter Weltbürgern zu sein. Die würde den Horizont weiten. Als kleine Schritte in diese Richtung könnte man ja über einen – digitalen – Besuch von »Klassik picknickt!« nachdenken, das Sommerkonzert der Staatskapelle am Großen Garten. Dort gibt es heute Abend ab 20 Uhr Musik von Wojciech Kilar und Samuel Barber. Falls das nicht schon weltumspannend genug sein sollte, setzt Antonín Dvoráks 9. Sinfonie »Aus der Neuen Welt« den klangvollen Schlusspunkt.

Ein musikalischer Höhepunkt anderer Art folgt mit der »Symphonie der Menschlichkeit« (am 23. Juni ab 20.30 Uhr) am Dresdner Elbufer vis-à-vis von Altstadt und Brühlschen Terrassen. Mit Blick auf diese Kulisse „erzählt“ Dmitri Schostakowitschs 7. Sinfonie, die »Leningrader«, von seiner durch die deutsche Blockade mörderisch geschundenen Heimatstadt. Zwischen Herbst 1941 und Winter 1944 kamen dort weit über eine Million Menschen um, unschuldige Kinder, Frauen und Männer, die von Hitlers Gefolgschaft ausgehungert worden sind. Klingt beim Zuhören dieser Musik nicht der unbedingte Imperativ „Nie wieder Krieg!“ heraus, an dessen Umsetzung sich jeder Mensch überall auf der Welt nach Kräften beteiligen sollte?