Rezensionen

25.11.2010: „Gisela!“ – merkwürdig, denkwürdig, besuchenswert

Wer Gisela heißt, hat gute Karten. Zumindest am 28. November in der Semperoper. Wer Gisela (oder auch Giesela) heißt, bekommt an diesem Tag nämlich freien Eintritt zur Oper „Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks“ von Hans Werner Henze. Solche Marketing-Gags scheinen bitter nötig zu sein, denn schon die zweite Vorstellung der erst am 20. November in Dresden herausgekommenen Produktion war ziemlich mau besucht. Da sollte wohl auch jeder Giselle und jedem Giselher freier Zutritt gewährt werden.

24.11.2010: Singeverbot für Caruso

Kein arrogantes Regietheater weit und breit kann es mit diesem erfrischenden Kammeropernerlebnis aufnehmen, für das der Berliner Niclas Ramdohr die eingängige Musik geschrieben hat. "Petterson und Findus und der Hahn im Korb" läuft an den Landesbühnen Radebeul – und ist noch die längste Anfahrt durch den demnächst erwarteten Schneematsch wert.

24.11.2010: Das Girl mit dem Cowboyhut

Ein paar mal zu oft fielen an diesem Abend im Societätstheater die Worte "Nashville, Tennessee". In der legendären amerikanischen "Music City", die etwa so groß wie Dresden ist, hat die Sängerin Marion Fiedler eine neue Heimat gesucht und gefunden. Seitdem mit einem gepflegt verwaschenen Südstaatenakzent ausgestattet, kann sie sich im alten Europa als amerikanisches Songwriter Girl ausgeben.

24.11.2010: Erich und die Zeit der Kriege

Walter Sittler hat sein neues Erich-Kästner-Programm in Dresdens VW-Manufaktur vorgestellt: „Vom Kleinmaleins des Seins“ setzt etwas Wunderbares fort und steht doch ganz für sich. Das Publikum war begeistert und zeigte schon im Vorfeld ein derart starkes Interesse, dass kurzfristig eine Zusatzvorstellung anberaumt werden musste. Auch darin zeigten sich alle Beteiligten höchst professionell.

14.11.2010: Einblick in die Szene – „Erste Anhörung“ junger Komponisten an der Musikhochschule

Die Tinte ist grade trocken geworden, da sitzt das Orchester schon bereit. Das ist für einen jungen Komponisten heute nicht der Normalfall. Und doch dürfen sich die Studenten an der Dresdner Musikhochschule glücklich schätzen: In der "Ersten Anhörung" sitzt tatsächlich die Dresdner Philharmonie auf der Bühne und spielt alles, was spielbar ist. Und noch mehr.

04.11.2010: Kappt nicht die Wurzeln!

Mit einer emotionalen Ansprache hat sich Radebeul-GMD Michele Carulli nach dem 1. Sinfoniekonzert der Saison an das Publikum gewandt. Das Publikum dankte die Schlussrede wiederum mit feurigem Applaus, sprang nach dem zugegebenen Satz der Beethovenschen Schicksalssinfonie aus den Sitzen und bravohte so laut, dass man das Echo noch im Landtag hätte hören müssen.

02.11.2010: Leichen in Leuben

Nein, auf aktuelle politische Entscheidungen des Dresdner Stadtrates zur Zukunft der Staatsoperette spielt diese Inszenierung nicht an, damit haben die Särge im Schlussbild nichts zu tun. Der neue "Zigeunerbaron" an der Staatsoperette ist gut gemeint – aber leider alles andere als gut gelungen.

01.11.2010: „Chaplin“ mit Chaplin

Ein Leben für den Film für den Tanz für das Leben für das Lachen für das Weinen für die Liebe. Wer hat all das mit viel zu großen Schuhen ausgeschritten? Im zerschlissenen Anzug? Mit Melone überm schalkhaftigen Blick? Schnauzbart und Stöckchen als weitere Markenzeichen? Ja und ja, Charles Spencer Chaplin Jr., den wir alle viel besser als Charlie Chaplin kennen. Aber kennen wir ihn wirklich?