In Musik gesetzte Philosophien, Konversationsstücke und Glühwein, das ging am zweiten Adventswochenende nicht unbedingt gut zusammen. So ließen sich die Massen von den offenen Türen des Kulturpalastes am Sonnabend kaum verführen: Stollen statt Strauss war die Devise.
Rezensionen
Sämtliche sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach stehen alljährlich an drei Abenden in der Dresdner Frauenkirche auf dem Programm. Ein Musikgenuss ist aber leider kaum möglich, wenn die Sitznachbarn däumchendrehend auf den Schlußakkord warten und merklich seufzend keine Geduld mehr für die Da-capo-Arien aufbringen mögen.
David Tychmanow nennt seinen opulenten Bilderbogen über Zarin Katharina die Große zwar Oper, hat aber den Anspruch, dabei so volkstümlich zu sein, dass er auf die Einflüsse der anderen Gattungen gar nicht verzichten kann. So ist dabei ein „Opern-Operetten-Musical“ herausgekommen. Eine etwas verstörende Erfahrung.
Mut und Offenheit gegenüber zeitgenössischen Künsten bewies, wer am Mittwochabend die Premiere des Mittelsächsischen Theaters in Freiberg besuchte. Denn mit Benjamin Schweitzers "Dafne" stand ein zeitgenössisches Musikwerk auf dem Programm, dessen Realisierung und fragmentarische Spezifik jenseits aller bekannten Genres dem Zuhörer einiges abverlangte.
Es sind die inszenatorischen Kleinigkeiten, die in "Pardon My English" einfach funktionieren: da wird den pathetisch singenden Duettisten das Bühnenbild quasi unter dem Hintern ab- und zum nächsten Tableau umgebaut. Und in der kitschigen Hochzeitssuite-Szene poppen zwei riesige preßluftgefüllte Liebesrosen in die Szenerie. Leuben ist auf dem Weg, die Selbstironie des Genres wiederzuentdecken. Jetzt bloß nicht die Pferde scheumachen!
Alban Bergs „Wozzeck“, 1925 uraufgeführt in Berlin, das Meisterwerk des Musiktheaters im 20. Jahrhundert, wurde bislang nur einmal, 1927 am damaligen Kirow-Theater, in Leningrad, heute wieder Mariinsky-Theater in St. Petersburg, gegeben. Die erste Moskauer Inszenierung der Oper findet jetzt in der Neuen Szene statt. Ein in allen Partien musikalisch und darstellerisch überzeugendes Ensemble macht den Abend zu einem außergewöhnlichen Ereignis.
Sie hat mit Rossini Welterfolge gefeiert, singt Mozart glasklar und Händel voller Glut. 2008 gab sie ihr Debut als Carmen und zwischen Massenet, Rossini und Händel wechseln ihre derzeitigen Engagements. In Dresden hat sie eine treue Schar von Verehrern, allerdings hätte man Vesselina Kasarova ein rappelvolles Haus zu ihrem Liederabend gewünscht. Stattdessen: spärlicher Applaus für ein novembereskes Programm.
Solchen Jubel, solche Begeisterung hat man lange nicht mehr nach einer Premiere in der Dresdner Semperoper erlebt. Mehr als zehn Minuten Applaus für „Schwanensee“. Im Verlauf des Abends schon spart das Publikum nicht mit Beifall für die Solisten, für die außerordentlichen Leistungen der Damen des Corps de Ballet und für die eleganten Tänze beim Walzer des ersten Aktes, für die brillanten Divertissements des zweiten Aktes.
Wann weht er denn endlich, der frische Wind auf dem Dresdner Hügel der Moderne, im Hellerauer Festspielhaus? Die Regisseurin und Choreografin Constanza Macras macht in Dresden Hellerau Theater, Tanztheater und ein bisschen Oper, stellt sich jedoch den besonderen Herausforderungen des Raumes nicht. Ihr "Oedipus Rex" gerät hart an die Grenzen der Beliebigkeit.