Achtung: Morgen wird’s dunkel. An den Kulturbetrieben geht das Licht aus, jedenfalls außen. Ausnahmsweise sind es mal nicht die tollwütigen Sparfüchse der Politik, die Kulturraubbau mit Konsolidierung verwechseln, sondern die Verantwortlichen in den Kulturhäusern selbst. Alle Achtung.
Michael Ernst
Es war ja irgendwie doch zu erwarten, das Heraufdräuen dieses erzhaften Jahrs 2013, das den 200. Geburtstag des Wagner-Richards geradezu in sich hortet und voller Visionen ins immer schon Dagewesene steckt. Dass es ausgerechnet in einer Wagner-Stadt so augenscheinlich unerwartet daherkommt, überrascht.
Und die Dresdner Zwingerfestspiele sind doch etwas wert gewesen! Erwartungsgemäß natürlich nichts, aber auch gar nichts im Sinne der Obeuse und weiterer Festspiel-Verfechter. Das war ja allerspätestens nach dem desaströsen Ergebnis der millionenschweren Bemühungen um Augusts Kasperletheater in Zwingergeviert klar. Im Nachwaschgang spülte das haarige Drama aber zehntausend Schweizer Franken nach Dresden. Glückwunsch!
„Richard ist Leipziger“ tönt es aus einer Stadt, wo Wagner-Verband und Wagner-Verein tunlichst nicht miteinander reden. Was setzt die heimliche Hauptstadt zwischen Graupa und Grimma dagegen? „Dresden – Wo Wagner WAGNER wurde“. Aufhorchen lässt die Kritik, dass ausgerechnet Wagners einstige „Wunderharfe“ so häufig fern der Elbe musiziere.
Es musste ja so kommen. Wer auch immer überrascht getan hat, wird Gründe dafür gehabt haben. Glaubensvolle Ahnungslosigkeit, unschuldige Naivität, vielleicht aber gar ehrliche Dummheit. Während die erzdeutsche Musikwelt noch auf den 200. Geburtstag von Erz-Richard Wagner zusteuert – so oder ähnlich würde es ein Jonathan Meese formuliert haben –, ehrt zumindest ein sonniges Niemandsland auch den 130. Todestag des Dichter-Komponisten mit offenkundiger Ehrerbietung. „Fratres carissimi“ – „Im Bewusstsein des Ernstes“. Der „Ring“-Meister hätte gewiss seine Freude daran gehabt.
Das Symbol des Dresdner Gedenkens? Nein, nicht das Händchenhalten, die „Weiße Rose“ soll es sein. Jahr für Jahr soll dieses Blumen-Abbild den stillen Protest der guten Menschen einen, die sich anschließend nicht mit Blockadevorwürfen von deutschen Gerichten konfrontiert sehen wollen. Aber woher kommt es, dieses Symbol, und hat es irgendetwas mit Dresden zu tun?
Wer heute Abend eine Kolumne schreibt, geht nicht zum Semperopernball. O wie gut, dass es diese Kolumne gibt. Aber ganz ehrlich, ich würde mich auch sonst nicht langweilen. Zu fragen wäre nur, was Diederich Heßling denn tun würde ohne den heutigen Semperopenair? Anderswo im Regen stehen?
Vor genau 72 Jahren ist Olivier Messiaens „Quartett auf das Ende der Zeit“ (Quatuor pour la fin de temps) im Kriegsgefangenenlager Görlitz uraufgeführt worden. Am Dienstag erklang es erneut – und wieder am Ort der Uraufführung. Dort ist der 15. Januar inzwischen ein fester Konzerttermin im Gedenken an den französischen Komponisten und seine Kriegsgefangenschaft 1940/41.
Benjamin Britten, Witold Lutoslawski, Giuseppe Verdi, Richard Wagner – diese vier Jubilare aus der Welt der Musik werden in diesem Jahr 2013 von der Musikwelt besonders gefeiert. Die beiden ersten, weil sie im Jahr 1913 geboren worden sind, die anderen zwei wegen des Jahrgangs 1813. Erfahrungsgemäß werden die „Moderneren“ ziemlich im Schatten der „Klassiker“ stehen.