Die Dresdner Philharmonie bot letztes Wochenende unter Gastdirigent Andre Previn und mit dem fantastisch aufspielenden Daniel Müller-Schott drei außergewöhnliche Werke an einem Abend, unter anderem eine deutsche Erstaufführung. Das Kulturpalast-Publikum scheint sich allerdings durch permanente Abwesenheit einen kleineren Saal geradezu ertrotzen zu wollen.
Martin Morgenstern
Jahrelang ist man da als Musikstudent Tonleitern rauf- und runtergeflitzt. Dann das Diplomkonzert – und plötzlich steht man vor dem Hochschulgebäude am Wettiner Platz und fragt sich: wie weiter? Die Musikhochschule will ihre Studenten ab sofort mit einem speziellen "Career Service" für den umkämpften Arbeitsmarkt fit machen.
Die Waffe, die im Klassenkampf der ersten »Turm«-Hälfte am schärfsten ist, ist – die Musik. Der DJ Rafael Klitzing mixt im Dachgeschoss des Bühnenturms im Schauspielhaus ein Erinnerungs- und assoziationsreiches akustisches Panorama zusammen, von Schuberts schellackkratziger "Unvollendeter" bis zu einem mit den "Moorsoldaten" gewürzten "Satisfaction". Auch deshalb sei hier ein Ausflug ins Nachbargenre gestattet.
In über vierzig Städten hat Rudolf Buchbinder seinen Beethovensonaten-Zyklus bereits gespielt. Nun präsentiert er ihn auch in Dresden – mit halb angezogener Handbremse: denn die Konzerte werden auf CD aufgenommen. Zeitgemäßer wäre es gewesen, die Konzerte zu moderieren, vielleicht im Internet zugänglich zu machen. So hat die gastgebende Staatskapelle eine Chance vertan, ein neues Publikum für klassische Musik zu interessieren.
Die deutsche Schostakowitsch-Gesellschaft war vom neu gegründeten Verein Schostakowitsch in Gohrisch e.V. eingeladen worden, ihre Plenarsitzung dieses Jahr in Gohrisch im Rahmen der Schostakowitsch-Tage abzuhalten. Ein ganz besonderer Termin war schon der Eröffnungsabend: da fand die Uraufführung des dreizehnten Streichquartetts von Krzysztof Meyer statt. Martin Morgenstern hat mit dem polnischen Komponisten gesprochen.
Die Landesbühnen sehen sich durch die Budgetpläne des Freistaates in die Bredouille gebracht. Die geplante Abzweigung von Kulturraumgeldern zur Landesbühne bedeute eine Gefahr für diejenigen Häuser und Initiativen, die so schon knapp dran sind – und ihre Mitarbeiter teilweise (im Gegensatz zu Radebeul!) mithilfe magerer Haustarifverträge abspeisen müssen.
Wie schon in den vergangenen drei Jahren präsentiert sich zu Beginn der neuen Spielzeit eines der international führenden Jugendorchester in der Dresdner Semperoper. Am 8. September ist das Gustav Mahler Jugendorchester zu Gast, diesmal unter der Leitung von Herbert Blomstedt.
Brahms the progressive betitelte Arnold Schönberg seinen berühmtesten Radiovortrag, der das Brahms-Bild des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend prägen sollte. Von Udo Zimmermann stammt der jüngste musikalische Brahms-Kommentar; am Wochenende hat ihn die Philharmonie uraufgeführt. Als musikalischer Gruß von Dresden nach Burgos, wo die Fanfare im Januar 2011 zur Eröffnung eines neuen Konzertsaals erklingt, ist das Werk in seiner humorlosen Rückwärtsgewandheit schon fast ein bisschen peinlich – und unterläuft nicht zuletzt die Denkungsart der Sächsischen Akademie der Künste.
Zum Amtsantritt der Dresdner Opernintendantin Ulrike Hessler hat das Haus auch seinen Internetauftritt überarbeiten lassen. Entsprechende Plakate pflastern zudem Dresdner Bushaltestellen. Warum wurde die weltbekannte Kulturmarke mit der neuen Spielzeit so vermurkst?