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Kreuze in Moll und in Dur

Das Verfärben von Hühnereiern zählt bekanntlich zu den beliebtesten Traditionen des Abendlandes. Denn solang die Schale dieser unausgebrüteten Dinger bloß weiß ist oder bräunlich, wird kaum jemand glauben, dass sie wirklich der Osterhase gebracht hat. Ein anderer, ebenfalls weit verbreiteter Brauch ist das Verstecken von aus Gründen höherer Rendite bunt aufgewerteter Süßigkeiten, was insofern ein Unfug ist, als das Zeugs regelmäßig seit Anfang Januar die Kassenbereiche der Krämer verstopft.

Seinen Ursprung hat das Osterfest bekanntlich bei Richard Wagner. »Parsifal« gilt als Geburtsstunde aller „tumber Toren“, die sich seitdem kräftig vermehrt und über die ganze Welt verteilt haben. Damit sie sich dort auch gut zurechtfinden, hat man fast überall große Kreuze aufgestellt, die ihnen die Richtung anzeigen. Außerdem ist dadurch gut zu erkennen, wo oben und unten ist. Das weiß, wer den »Parsifal« hört, sowieso. Oben ist Kundry, unten ist Nichts. Oder Gral, was in etwa auf dasselbe hinausfließt. Manchmal hocken auch Lämmer vor diesen Kreuzen.

Statt vor Osterfeuern die eigene Haut röten und sich mitschuldig zu machen an der feierlichen Feinstaubbelastung, könnte dieses Hase und Lamm geweihte Wochenende auch in einem Konzert verfeiert werden. Es muss nicht mal »Parsifal« sein, »Lucia di Lammermoor« oder »Der Liebestrank« in der Semperoper wäre auch eine Ansetzung. Deren Ballett tourt derzeit in Houston und gibt sich zum fünften Mal beim Dance Salad Festival die Ehre. Ostern in Texas, gewiss auch eine Erfahrung.

Die größeren Teile der Staatskapelle hingegen spielen zu den Osterfestspielen Salzburg auf – feierlich mit der »Johannes-Passion« von Johann Sebastian Bach, gravitätisch mit der 3. Sinfonie von Gustav Mahler, modern und mahnend mit Kammermusik von Sofia Gubaidulina (»Die Pilger«) und Olivier Messiaen (»Quatuor pour la fin du temps«) sowie ganz zum Schluss nochmal römisch-tragisch mit Puccinis »Tosca«. Darin zeigt sich sogar ein Kreuz des vatikanischen Petersdoms am Ufer der Salzach.

Die Dresdner Philharmonie feiert zum Frühlingsfest das bestens bewährte Paar Bach & Brahms, bringt die »Matthäus-Passion« des Barockmeisters gemeinsam mit dem Dresdner Kreuzchor in die Kreuzkirche und platziert das Violinkonzert des anderen ins Zentrum himmlisch italienischer Musik von Mendelssohn Bartholdy.

Übrigens, und das ist jetzt kein Aprilscherz, stehen bei der Philharmonie die Kreuze – will sagen, die Zeichen – schon auf Zukunft. Am Dienstag startet nämlich der Vorverkauf für die Silvester- und Neujahrskonzerte.