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Zum letzten Mal Freiluftzirkus

Sommertheater in der Saloppe, das ist stets ein heftiges Durcheinander. Als könnte es gar nicht anders sein, werden in diesem Jahr Orpheus und Euridike, Männlein und Weiblein, Götter und richtige Wesen aufs Beste miteinander vermischt. Und damit noch lang nicht genug: Christoph Willibald Gluck trifft auf Jacques Offenbach, Tragédie-opéra auf Opéra bouffe, auf Wolfgang Amadeus Mozart sogar. Stilistisch gerät das Ganze zum anzüglichen Klamauk mit Schauspiel, Gesang und Puppenspiel, inhaltlich geht es wie gehabt in Ober- und Unterwelt, in den Himmel der Liebe und in den Orkus. Und viel Platz scheint dazwischen mitunter gar nicht zu sein. Musikalisch plumpsen Bass und Tuba auf der einen Seite, gepaart mit allerlei hochtönigem Kleingerät, sowie andererseits ein zaubergutes E-Piano die Themen vor, setzen so den Rahmen für ein Kammerspiel, in dem das Bühnenpersonal auf wohlklingendem Boden unterwegs ist.

Fotos (3): Robert Jentzsch

Ein fortwährender Spaß, ganz ohne Anbiederei, auch wenn die drei in aller Vielfalt agierenden Musikanten – vulgo „Musi nad labem“, geleitet von Milko Kersten – deftig strumpfhosig ins Spiel einbezogen sind. Bemerkenswert eloquent ist die Sängerbesetzung der Serkowitzer Volksoper und beweist in ihrer Zirkuswagenproduktion mal wieder großartiges Gespür für Witz mit doppeltem Boden. In der Künstlerischen Leitung von Wolf-Dieter Gööck werden zugleich wache Bezüge geschürt, indem er die Öffentliche Meinung verkörpert und so einen Spielleiter ganz eigenen Formats präsentiert. Großartig zielt Marie Händel als Cupido ins pralle Leben und stiftet wo wohltönend wie -blickend nachvollziehbar Verwirrung.

Dorothea Wagner als Euridike und Cornelius Uhle als Orpheus geben ein wunderbares Paar ab, en miniature auch noch verdoppelt, das durchaus größere Bühnen zu bespielen und besingen vermag. Doch was heißt hier groß, was heißt hier klein? In der Saloppe ist vielmehr die Frage, wie viele Bühnen dieses Freispiel bedient. Denn immer mal wieder fällt ein weiterer Vorhang, öffnet sich eine neue tiefere Ebene. Die Trennung von Oper und Operette ist längst dem Gesamterlebnis Musiktheater geopfert.

Was das Ganze nun mit der titelgebenden Unterhose auf sich hat? Die Antwort findet nur, wer sich diesen Saloppe-»Orpheus« selber gönnt. Heute ist die letzte Chance dazu: 19.30 Uhr gehts los, eine Stunde vorher öffnet die Abendkasse.