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Ambitioniert!

Am 1. April startet die Singakademie in ihr neues Konzertjahr. In Konzerten zu Reformation und Revolution (1917!) sind ungewöhnliche künstlerische Dialoge zu erwarten. Auch sonst hat der Chor im 13. Jahr Klemmscher Prägung Anspruchsvolles vor. Wer durchs Programmheft blättert, bekommt große Augen.

Ekkehard Klemm (Foto: HL Böhme)

Und das ausgerechnet im Telemannjahr 2017! Mit einer Wiederentdeckung startet der Dirigent Ekkehard Klemm, der die Singakademie Dresden seit 2004 leitet, ins Konzertjahr des Ensembles. Am 1. bzw. 2. April führt die Singakademie die »Johannespassion« des Komponisten Christoph Ludwig Fehre auf. Fehre, Zögling der Annenschule und ab den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts wackerer Organist der Annenkirche, wurde vor einigen Jahren aus dem Orkus gehievt, als bekannt wurde, dass die pittoreske »Schulmeisterkantate« von ihm stammt, die bis dato Telemann zugeschrieben worden war.

Weitere, dem Reformationsthema zugeordnete Konzerte sind dem großen romantischen Oratorium »Luther in Worms« des Liszt-Freundes Ludwig Meinardus gewidmet (29.10., Kreuzkirche); zum diesjährigen »Adventsstern« (17.12., Annenkirche) erklingt neben der Uraufführung einer Auftragskomposition von Jan Arvid Prée Telemanns Adventskantate »Machet die Tore weit«. Mindestens ebenso ungewöhnlich wie die Fehre- und Meinardus-Beiträge dürften in unserem Musikleben aber die Werke Reiner Bredemeyers (u.a. am 11. Juni Uraufführung eines 1968 geschriebenen Werks) oder Wagner-Régenys sein. Was die momentan 280 Mitglieder zählenden vier Chöre (Großer Chor, Kammerchor, Seniorenchor, Kinderchor) mit ihren Chorleitern Klemm, Sebastian-Bertsch, Schad und Prée da dieses Jahr mit dem überschaubaren Jahresbudget von 200.000 EUR vorhaben, ist mit ‚ambitioniert‘ noch untertrieben. Die Konzerte in Dresden und anderen deutschen Städten, die Vorträge und Symposien der Singakademie verdienen Aufmerksamkeit und Zulauf.