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Im Zeichen der Frau

Frauen im Nahen Osten? Sie führen ein Schattendasein. Weil das noch immer so ist, stehen sie beim diesjährigen Al-Bustan Festival Beirut im Mittelpunkt. Die Witwe des Festival-Gründers Emilio Bustani ließ es sich nicht nehmen, historische Königinnen und Prinzessinnen des Orients als alleiniges Thema des aktuellen Jahrgangs zu erheben. Schließlich sind im libanesischen Parlament von heute mit nur gut drei Prozent so wenig Frauen vertreten wie kaum in einem anderen Land der Welt. Für Madame Bustani Grund genug, ein deutliches Zeichen zu setzen und gemeinsam mit den Veranstaltern des 1994 gegründeten Musikfestes nahezu ausschließlich Kompositionen mit deutlichem Bezug zu Scheherazade, Semiramis, Medea, Cleopatra und Zenobia ins Programm zu setzen.

Blick auf Beirut (Fotos: M.E.)

Für das La Folia Barockorchester um den Dresdner Geiger Robin Peter Müller ein willkommener Anlass, ein »Cleopatra«-Projekt zu präsentieren. Es verbindet Kompositionen von Carl Heinrich Graun und Johann Adolph Hasse mit Werken von Francesco Geminiani, Georg Friedrich Händel, Alessandro Scarlatti und Antonio Vivaldi. Für das 2007 gegründete Ensemble eine willkommene Gelegenheit, mit seinem Instrumentarium historische beziehungsweise historisch informierte Musikalität unter Beweis zu stellen und gemeinsam mit der Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann einen klingenden Bilderbogen um diese legendenumwobene Königin zu gestalten. Am Freitag erklang das »Cleopatra«-Projekt in Beirut. Die dazugehörige CD des exklusiv bei Sony publizierenden Barockorchesters ist bereits produziert und wird in Bälde auf den Markt kommen.

Das erste Gastspiel von La Folia im Libanon darf durchaus in dem Anspruch verstanden werden, Al-Bustan in seinem Engagement für einen Austausch der Musik von Orient und Okzident sowie für die gleichberechtigte Rolle der Frau zu stärken.