Scroll Top

Thomas Sanderling zurück in Dresden

Foto: Michael Vaneev

Die Sächsische Staatskapelle und ihr Publikum haben lange auf ein Wiedersehen mit Thomas Sanderling warten müssen, sehr lange. Nach mehr als 40 Jahren kommt der Dirigent – dessen Vater Kurt Sanderling in den 1960er Jahren Chefdirigent der Kapelle gewesen ist – wieder nach Dresden zurück. Mit einem ganz besonderen Programm für den Aufführungsabend am 30. Januar.

Zwei Kompositionen von Mieczeslaw Weinberg werden zu hören sein, die zuvor noch nie in Deutschland aufgeführt worden sind. – Mieczyslaw Weinberg? Noch immer sind mit diesem Namen einige Fragezeichen verbunden, obwohl es seit längerem international eine Art Wiederentdeckung seines außerordentlich reichen OEuvres gibt. Er selbst hatte ein tragisches Leben: 1919 in Warschau geboren, floh er vor dem deutschen Überfall auf Polen in die Sowjetunion, wo er als Jude ebenfalls Probleme bekam, inhaftiert wurde und nur dank Dmitri Schostakowitsch wieder frei kam. Ein solcher Einsatz ist damals bekanntlich mit großen Risiken verbunden gewesen.

Thomas Sanderling ist beiden Komponisten sehr eng verbunden gewesen und widmet sich beharrlich ihren Werken. Als Schostakowitsch-Experte gilt er ohnehin. Die Uraufführung von Weinbergs Requiem mit dem Royal Liverpool Orchestra war seine erste intensive Beschäftigung mit dessen Schaffen. In Mannheim brachte Thomas Sanderling Weinbergs letzte Oper »Der Idiot« heraus. Dresden wird in dieser Spielzeit »Die Passagierin« zeigen, die erste Oper dieses Komponisten. Im Aufführungsabend der Staatskapelle stehen am Montag das 2. Flötenkonzert sowie die Sinfonie Nr. 7 auf dem Programm – beide Werke als deutsche Erstaufführung.

Mieczyslaw Weinberg (Foto: Internationale Weinberg Gesellschaft)

Mieczeslaw Weinberg hat in all seinen Werken einen sehr unterschiedlichen Kompositionsstil betrieben. Bei der 7. Sinfonie ist er – nach den opulent besetzten 5. und 6. Sinfonien – auf ein kleineres Orchester gegangen, in dem das Cembalo wichtige solistische Parts auszuführen hat. Thomas Sanderling sieht just darin persönliche Statements, denn Weinberg habe immer sehr autobiografisch komponiert. Gut möglich also, dass diese Sinfonie von seinem komplizierten Leben zeugt. Das Flötenkonzert wiederum zählt zum Spätwerk des 1996 in Moskau verstorbenen Meisters. Die Soloparts werden von Jobst Schneiderat, Cembalo, und Andreas Kißling im Flötenkonzert ausgeführt.

Bis zum nächsten Wiedersehen mit Thomas Sanderling wird es dankenswerterweise nicht solang dauern, denn er wird bereits zu den diesjährigen Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch wieder zu Gast sein.
2. Aufführungsabend Sächsische Staatskapelle
Montag, 30. Januar 2017, 20 Uhr

Thomas Sanderling, Dirigent
Andreas Kißling, Flöte
Jobst Schneiderat, Cembalo

Mieczysław Weinberg: Flötenkonzert Nr. 2 op. 148, Symphonie Nr. 7 op. 81 für Streichorchester und Cembalo