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Opus 61, die Zweite

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Es ist ja nicht so, dass Amazon-Kunden unbedingt dumme Menschen sind. Aber wenn sie sich ein paar Gedanken um den durch dieses Unternehmen und die eigene Bequemlichkeit erzeugten Müll machen würden – der Hang zur Direktbelieferung (mit Rücknahmegarantie) wäre vermutlich deutlich geringer. Von den Arbeitsbedingungen bei Amazon haben wir noch gar nicht gesprochen. Wer sich darüber ein Bild machen mag, der lese »Amazon« der Leipziger Autorin Heike Geissler (wird, da es dem Umsatz dient, auch via Amazon geliefert!).

Es ist aber unbedingt so, dass viele Menschen in Dresden – und das nun schon seit Weihnachten, also mehr als volle zwei Monate lang – das Fachgeschäft Opus 61 auf der Wallstraße vermisst haben. Weihnachten? Das war etwa vier Wochen, bevor in den Supermärkten Ostereier und -hasen in die Regale gelegt wurden. Dass Amazon die womöglich das ganze Jahr über liefert, ist keine Entschuldigung. Im Gegenteil. Seit letzter Woche nun gibt es aber endlich auch in dieser Stadt wieder Kompetenz anstelle von „Geiz ist kein Geist“. Die Flucht zur beratungsfreien Parfümeriekette mit dem verheißungsvoll in die Irre führenden Musennamen war ohnehin keine Alternative.

Opus 61 hingegen ist ehrlich und basiert von der Namenskunde her auf dem D-Dur-Violinkonzert Ludwig van Beethovens – da stecken also jede Menge Weit- und Weltsicht, Gefühl und Virtuosität, Inbrunst und Herzenswärme mit drin. Vom Ursprung her ist diese „Marke“ eine Gründung aus Leipzig; Dresden ist, wie so oft, selbst in diesem Metier Trittbrettfahrermentalität nachzusagen. Warum aber auch nicht? Besser ein gutes Abkupfern als nur hohles Blech. Womit natürlich nichts gegen Saturn & Co. gesagt sein sollte – aber haben Sie dort schon mal eine fachliche Frage gestellt?

Wenn ja, bei Opus 61 hätten Sie eine kompetente Antwort darauf erhalten. Eben das ist der gewaltige Unterschied. Ab sofort ist dies wieder möglich, nun freilich nicht mehr in der Wallgasse, sondern in der Bautzner Straße 6, am inoffiziellen ‚Edward-Snowden-Platz‘. Opus 61 beweist dort Courage und Kompetenz. Geschäftsführerin Susanne Paulus fand gemeinsam mit ihrem kleinen Team hilfreiche Förderer, die davon überzeugt sind, dass Dresden dieses Fachgeschäft braucht. Ganz nebenbei entsteht so vis-à-vis von Art + Form sowie in Laufnähe zum HSKD, zum Kleinen Haus und einer Reihe von Galerien ein hübsches Kunstquartier in Dresdens Neustadt. Einen ersten Eindruck finden Sie unter www.opus61-dresden.de; vertiefen werden Sie ihn sicherlich vor Ort.

In diesem Sinne, bis nächsten Freitag –
Michael Ernst