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Dresdner Kulturhumus

IMG_0058Das Dresdner Musikleben zeigt sich nach außen in Ensembles von Weltgeltung wie Staatskapelle, Philharmonie oder Kreuzchor. Die Breite des Musiklebens aber, das die Atmosphäre einer Stadt prägt, lebt aber in den vielen größeren und kleineren Kantoreien und Instrumentalensembles, die auch mit sinfonischen Konzerten hervortreten oder vor allem in der Kirchenmusik wichtige Begleitfunktionen ausüben. Manche dieser Liebhaberorchester haben eine lange Tradition wie das Mozartorchester oder das nach Joseph Haydn benannte Haydn-Orchester, das sich seit den 50er Jahren in Zusammenarbeit mit der Philharmonie entwickelte, von Robotron getragen wurde und heute als eigener Verein organisiert ist. Mehr mit der Staatskapelle verbunden und ursprünglich von der Verkehrshochschule gefördert gibt es fast eben so lange das »Kammerorchester ohne Dirigenten«. Auch die TU hat ihre Sinfonieorchester… Meist sind das Orchester, die mindestens mit zwei Konzerten im Jahr hervortreten, aber von der breiten Öffentlichkeit, den Zeitungen, kaum gewürdigt werden. Dabei haben sie durchaus ihr Publikum – und wirken für das allgemeine Musikverständnis. So eben auch das Haydn-Orchester, das am vergangenen Wochenende sein Frühjahrskonzert in der voll besetzten Dreikönigskirche vorstellte.

Beethovens »Coriolan«-Ouvertüre und seine Zweite Sinfonie erklangen unter dem seit zehn Jahren wirkenden Dirigenten Andreas Grohmann. Er ist nicht nur in der Dresdner Gegend noch bekannt als Chef des Pirnaer Sinfonieorchesters, das inzwischen in die Riesaer Elblandphilharmonie aufging. Unter seinem Dirigat gelang die Beethovensche Sinfonie beeindruckend, erhielt vor allem im Scherzo und dem anspruchsvollen Finale jenen drive, der faszinierte.

Das Konzertwerk des Abends stammte von Michael Haydn, dem fünf Jahre jüngeren Bruder des berühmten Joseph Haydn in Wien. Der Bruder, der auch seine Ausbildung in Wien erfuhr, wurde allerdings bekannt als der „Salzburger Haydn“, der neben Leopold Mozart an der Hofkapelle wirkte und ihn oft vertreten musste, wenn dieser wegen seines genialen Sohns Wolfgang Amadeus auf Reisen ging. Das Haydnsche Violinkonzert in B-Dur entstand 1760 und ist wie das Werk Michael Haydns überhaupt wenig bekannt.  Das Haydn-Orchester hat verdientermaßen in seinen Konzerten fast immer solch weitgehend wenig bekannten Werke und Komponisten im Programm. Nicht minder lobenswert ist auch, jungen Talenten solistische Auftrittsmöglichkeiten zu geben. Hier nun war es die 21-jährige Konstanze Heinicke, die schon vor Jahren hier mit Mendelssohns Violinkonzert begeistern konnte. Inzwischen ist die Absolventin des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik, eine mit Preisen und Auftritten vielfach bedachte Geigerin, von Dresden zur weiteren Vervollkommnung nach Wien übergesiedelt. Im Konzert stellte sie mit der ihr eigenen Präzision, technischen Sicherheit und ihrem überzeugenden Gestaltungswillen das Haydnsche Konzert vor, begeisterte das Publikum genauso wie das Orchester mit den Werken Beethovens Erfolg feiern konnte.

Friedbert Streller