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Drei Stunden Fußmarsch über Strehlen

Fotos: R.Z.
Fotos: R.Z.

Diesmal war das Gedenk-Medaillon vom Gestalter Einhart Grotegut schon eingedübelt, so dass die Projektkoordinatorin Anita Brückner scherzhaft alle Besucher warnte, die sich vor der Kirche in Kreischa eingefunden hatten, mit dem Betrachten des Neuzugangs zu warten, bis die kleine Feierstunde am 12. Juni vorüber sei. Pfarrer Konrad Adolph begrüßte diesen Standort an der äußeren Friedhofsmauer, da dort täglich viele Kreischaer und Besuchern vorbeikommen würden und dies dazu beitrage, mehr über Robert und Clara Schumann zu erfragen. Kreischa ist indessen in Sachen Schumann schon länger aktiv: im Park steht eine Schumann-Büste, geschaffen von Hans Kazzer, und die Konzertreihe „Schumanniade“, initiiert von Peter Schreier, hat schon mehrfach in Kreischa und Umgebung stattgefunden.

Zum fünften Mal hat das Sächsische Vocalensemble, wie Vereinsvorsitzender Steffan Itzerott  darlegte, als Initiator des „Robert und Clara-Schumann-Gedenkweges“ (s. auch MiD 04.04.2014) zur Anbringung eines Medaillons eingeladen, das diesmal an den Aufenthalt des Ehepaars Schumann vom 11. Mai bis 12. Juni 1849 in Kreischa erinnert. Es war die Zeit nach der Niederschlagung des Dresdner Maiaufstandes während der Verfassungskampagne 1848/9, als die mit den preußischen Truppen verbündeten sächsischen Truppen blutige Ernte unter den Demokraten hielten. Im Gegensatz zu Richard Wagner, der aktiv auf Seiten der Aufständigen stand und nach seiner Flucht steckbrieflich verfolgt wurde, zog Schumann die ländliche Idylle vor, drei Stunden Fußmarsch von Dresden entfernt, um in Muße zu komponieren. Während seiner Besuche in Maxen beim Ehepaar Serre war ihm auch das „liebliche Thal zu Kreischa“ aufgefallen, wo die Familie sich nun für einen Monat aufhielt. „Quellen“, „Forellen“ und der „Kuckucksruf“, von denen Schumann begeistert schrieb, lösten in ihm eine sehr produktive kompositorische Phase aus.

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Der wissenschaftliche Projektberater Hans John stellte in einer langen, für viele Zuhörer schwer verständlichen Rede die überschaubaren Ergebnisse des Kreischa-Aufenthalts dar. Dazu gehören einige Vokal-Kompositionen, in denen Schumann den Typ seines früheren Klavierliedes verlässt zugunsten der neuen Gattung „Gesänge“ mit gleichberechtigter Durchdringung von Singstimme und Klavierpart sowie die pädagogisch wichtigen „Lieder für die Jugend“ op.79. In einem Brief an seinen Leipziger Verleger Härtel, äußerte sich Schumann sehr erfreut über seinen Aufenthalt – dies wurde mehrfach wiederholt.

Matthias Jung hatte für sein Vocalensemble treffend drei Chorstücke ausgewählt, die, wenn auch nicht ausschließlich von Robert Schumann komponiert, doch etwas von der poetischen Stimmung   spüren ließen, die Schumann beflügelt haben mag:  „All meine Herzgedanken“ von Johanns Brahms, die Chorbearbeitung  des zeitgenössischen Komponisten Clytus Gottwald von Schumanns Sololied „Frühlingsfahrt“ („Es zogen zwei muntre Gesellen“), jener genialen romantischen Darstellung des Scheiterns zwei Existenzen in ihren Extremen nach dem Text von Eichendorff, und schließlich den Chorsatz „Vorwärts“ von Clara Schumann.

schumann3Zur diesjährigen Schumann-Ehrung des Sächsischen Vocalensembles gehört weiterhin eine musikalische Soirée im Steigenberger Hotel de Saxe, dem Medaillonträger von 2014, mit Liedern und Briefen von Clara Schumann und Johannes Brahms am 13. Juni sowie das Festkonzert Robert Schumann im Spiegel des 19. bis 21. Jahrhunderts am 14. Juni im Palais im Großen Garten.

Wie Frau Brückner in ihrem Ausblick betonte, geht es weiterhin darum, die Musik Schumanns in Dresden heimischer werden zu lassen. Dem dient, neben den jährlichen Konzerten, auch die weitere Planung der Medaillons am Gedenkweg, und der soll als nächstes nach Weesenstein führen.