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Musik auf der Buchmesse

buchmesseLängst ist aus dem Stelldichein der Verlage eine Veranstaltung mit fließenden Grenzen geworden. Mit sehr fließenden Grenzen. Stand an Stand gesellen sich zu den etablierten Vertretern der Zunft auch Zeitungen und Zeitschriften, mischen sich die Kobold-Figuren der Manga-Comic-Convention (und deren Spanner) unter das Lesepublikum. Neben dem Schönsten Buch gibt es Antiquariate und Messebuchhandlung, lebt der vermeintliche Branchentreff vom lautstark beworbenen Konsum. Es geht um Rendite und nicht mehr um Renommee.

Die traditionsreiche Buchmesse ist zu einer Werbeveranstaltung geraten, auf der – bei happigen Eintrittspreisen von sage und schreibe 15,50 Euro – die Besucher heute schon begutachten können, was sie morgen vielleicht kaufen wollen. Am Samstag zahlen sie dafür gar 17,50 Euro, die Dauerkarte kostet an der Tageskasse lächerliche 32 Euro. Wer freilich ein gutes Buch dafür abstaubt, hat den Preis wieder drin.

Das inflationöse Rentabilitätsdenken (vielen Zeitgenossen ist es als einzige intellektuelle Leistung geblieben) fordert Tribut. Aussteller überlegen sich Jahr um Jahr, ob sie sich die happigen Quadratmeterpreise noch leisten wollen. Und können. Im Internet ist eine Menge an Werbung wesentlich günstiger und womöglich auch wirksamer erhältlich.

Dennoch scheuen neben vielen Musikverlagen auch einige Musikveranstalter den Weg nach Leipzig nicht. Die Dresdner Musikfestspiele sind schon zum wiederholten Mal auf der Messe präsent und erhoffen sich natürlich positive Publikumsresonanz für den mit „Feuer Eis“ überschriebenen Jahrgang 2015 (13. Mai bis 7. Juni). Dafür präsentieren sie Programminformationen wie bei einer Touristikmesse, warten mit einem Gewinnspiel auf und lassen über Kompositionseigenheiten nach klimatischen Gegebenheiten diskutieren. Mit Speck fängt man Mäuse.
Ein paar Stände weiter warten Unternehmen von Acoustic Music Books über das Leipziger Bach-Archiv bis hin zum Traditionsunternehmen Schott zahlreiche Häuser auf, um ihre Produkte in Sachen Musik vorzustellen. Neben überaus profilierten Unternehmen sind auch pur umsatzorientierte Rattenfänger dabei. Vom guten Buch soll uns das aber nicht abhalten.

 

Bis nächsten Freitag,

 

Michael Ernst