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Stille Pracht

Es soll ja ganz arge Stimmen gegeben haben, die 2006 meinten, 800 Jahre seien genug. Dresden suchte damals ein neues Motto für die eigene Marke. Hätte man diesen Vorschlag befolgt, wäre es heute hübsch still im beschaulichen Elbtal. So aber knattern PS-starke Motorboote über den Fluss, just for fun. Bei jedem Fußballversuch, der dem Dynamo der Stadt weiteren Abstieg ersparen soll, drehen lautstarke Helikopter ihre Runden über der Stadt. Kostet ja nur die liebe Ruhe und das Steuergeld der braven Bürger. Also lässt man es so richtig krachen. Polizei in Neublau-Uniform muss sich das schon leisten. Dürfen.

Die schönste Nachricht der vergangenen Tage kam aber ganz still, dabei hätte sie zu einem waschechten Knaller getaugt: Das Moskauer Bolschoi-Theater hat einen neuen Berater! Im Schulterschluss mit Meister Petz Putin kann dann ja gar nichts mehr schief gehen. An dieser Front jedenfalls nicht. Und das Motto für den nächsten Opernball im Hause Semper liegt auch auf der Hand: „Frey-Bier für alle!“
Aber vielleicht fällt dem Künstlerischen Berater der Semperoper (die hat nämlich auch einen!, er wird kommende Woche bekanntgegeben) da noch etwas Besseres ein. Sollte nicht so schwer sein.

Ob diese Nicht-Nachricht etwas mit dem völlig überhörten Tag gegen Lärm zu tun hat? Im aufkeimenden Frühjahr geriet er leider mal wieder ganz unter die Rasenmäher und Heckenschneidemotoren. Allenorts wird also voll aufgedreht, sowieso in den flachgelegten Ford-Opel-Golfs mit ihren dröhnenden Bassboxen. Was für ein sanftmütiger Vorschlag, angesichts solcher Lärmoffensiven ausgerechnet der Straßenmusik den Hahn abzudrehen.

Dresden soll leiser werden? Aber ja. Aber ja!
Ganz stille Grüße, bis nächsten Freitag – 

Michael Ernst