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Im Spiegel

Foto: Martin Morgenstern

Den Beginn des 5. Brückenkonzerts im Landesgymnasium für Musik, in dem wiederum ehemalige und jetzige Schülerinnen und Schüler dieses Instituts gemeinsam musizierten, bestritten die Geiger ganz allein – Wolfgang Hentrich mit zwei seiner Schülerinnen: Marie-Helene Leonhardi und Stella Marie Homberg sowie Franz Hübner. Aus einem Zyklus von vier Concerti für vier Violinen von Georg Philipp Telemann erklang das erste mit einem eindrucksvollen ersten Satz „Largo e staccato“, der an Vivaldi erinnerte, und es folgten lyrische Sätze, in denen die einzelnen Violinstimmen sich ganz harmonisch verbanden. Es war unüberhörbar, dass Telemann als Komponist qualitätvoller Musik trotz seiner Vielzahl von Werken nicht unterschätzt werden sollte.

An diesem Abend jedoch war der international tätige Solist und bei großen Sängern sehr gefragte Pianist Camillo Radicke der am meisten beschäftigte Musiker. In sechs von sieben Werken war er Partner und nicht etwa „Begleiter“ gestandener Kollegen und Schüler wie Sarah Reyer, Trompete, und Till Müller, Klarinette. Die beiden jungen Solisten hatten somit die wunderbare Chance, mit einem erfahrenen Musiker Werke zu erarbeiten, die zum Studienrepertorie der Bläser gehören: von Guillaume Balay, einem französischen Trompeter und Musikchef der Republikanischen Garde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sowie von Thorvald Hansen, einem dänischen Musiker und Solotrompeter der Königlich-Dänischen Hofkapelle, erklangen Werke für Trompete und Klavier. In den drei Fantasiestücken op. 73 von Robert Schumann kam die ganze Schumannsche Poesie der Kompositionen aus dem schaffensreichen Jahr 1849 sowohl in der Klarinette als auch im Piano klangreich zum Tragen.

Im Grand Duo, der großen Sonate A-Dur für Violine und Klavier von Franz Schubert, musizierte Radicke mit seinem ständigen Violinpartner Wolfgang Hentrich, 1. Konzertmeister der Dresdner Philharmonie, und mit Daniel Thiele, Violoncello, „Spiegel im Spiegel“, eine musikalisch reizvolle Rechenaufgabe von Arvo Pärt. Einfache Tonfolgen kreuzen sich über einem Zentralton und spiegeln den jeweils ersten Teil in der tieferen oder höheren Lage. Das 1978 entstandene Werk war bei Regisseuren offenbar sehr beliebt, denn es wurde in elf Filmen verwendet.

In fünf Novelletten von Nils Gade, Gewandhauskapellmeister neben Mendelssohn und Sologeiger der Königlich-Dänischen Hofkapelle, gesellte sich zu Radicke und Thiele Birgit Jahn als Violinistin; sie bilden das Klaviertrio des Freien Ensembles Dresden.