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Blues im Hörsaal

Wippende Köpfe aller Altersgruppen zu Songs, die einst Dinah Washington oder Janis Joplin sangen. China Moses und das Raphael-Lemonnier-Trio sorgten für ordentlich Stimmung.

Obwohl die Location nicht stand, wollte man diese Musiker unbedingt dabei haben, kündigte Jazztage-Intendant Kilian Forster an. Der Vorverkauf lief, der Ort war unklar. Dank der Mitarbeiter des Uniklinikums hätte sich nun dieser Hörsaal für das Sonderkonzert der Jazztage ergeben.

Tatsächlich wirkt der schicke, gut gefüllte Raum mit farbigem Licht versehen direkt gemütlich. Erst recht bei dieser Musik. Rauchig wie nach mehreren Gläsern Whiskey, dann kraftvoll und ungebändigt singt China Moses Dinah Washingtons „Resolution Blues“. Das Programm dieses Abends besteht aus Coversongs großer Soul- und Bluessängerinnnen. Bald hat die charismatische Tochter der großen Dee Dee Brigdewater ihr Publikum um den Finger gewickelt. Kleine kuriose Geschichten führen von einem Jazz-Standard zum Blues-Hit, China Moses beweist, wie facettenreich sie interpretieren kann: unbeschwert leidenschaftlich, kratzbürstig-rauh und erotisierend gehaucht präsentiert sie Bessie Smiths „Kitchen Man“.

China Moses sang facettenreich und kurzweilig. Foto: L.M.

Zwischendurch improvisiert das Raphael-Lemonnier-Trio: Fabien Marcoz lässt sich vom mitklatschenden Publikum zu immer schneller flirrenden Bassmelodien antreiben. Sein Kollege Jean Pierre Derouard trommelt ein fetziges, kurzweiliges Solo, das verdient anhaltend bejubelt wird und flirtet nebenbei mit dem Publikum. Der Namensgeber Raphael Lemonnier konnte anfangs die Musik gar nicht erwarten, spielt schon die ersten kleinen Melodien, während er noch seinen Klavierhocker zurecht rückt und zeigt später sein ganzes Geschick auf den Tasten.

Ein kleiner Improvisationswettbewerb zwischen ihm und der Sängerin schaukelt sich immer höher, bis sie, kapitulierend ob seiner verrückten, kaum nachahmbaren Melodien, herzlich lachen muss. China Moses hat den Blues im Blut, sich die ausgewählten Songs einverleibt und präsentiert sie mit Temperament und Allüren. Einen reizvollen Charme hat ihre Stimme in der Tiefe: voller Soul, wunderbar rauchig und voluminös, verrucht. Leider singt sie selten so tief. Einziger Original-Song des Konzertes: „The Mailman, the butcher and me“, ein Tribut an alle männlichen Figuren die in Bluessongs vorkommen.

Standing Ovations und lauter, lang anhaltender Beifall bewegten die Musiker zu einer Zugabe: mit Janis Joplins „Move over“ gab sich China Moses rockig und entließ ein gut gelauntes Publikum in den lauen Abend.