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Staatskapelle füllt die Brahms-Sammelbox

Es ist mittlerweile über 30 Jahre her, dass die Sächsische Staatskapelle Dresden zuletzt die Symphonien von Johannes Brahms zyklisch auf Tonträger festgehalten hat. In der 1970er Jahren war es, als das Orchester unter der Leitung seines damaligen Chefdirigenten Kurt Sanderling diese Werke auf Schallplatte einspielte. Das Ergebnis der Aufnahmesitzungen in der Dresdner Lukaskirche gilt bis heute als Referenzeinspielung.

Foto: Matthias Creutziger

Mit dem 3. Symphoniekonzert der aktuellen Spielzeit widmet sich die Sächsische Staatskapelle erneut einer Gesamtaufführung aller Brahms-Symphonien. Unter der Leitung von Christian Thielemann erklingen in den Konzerten vom 14. bis 16. Oktober in der Dresdner Semperoper die Symphonien Nr. 1 und 3. Die Symphonien Nr. 2 und 4 gelangen im Januar und April 2013 zur Aufführung.

Kurt Sanderlings Credo war es, die zeitlosen Emotionen eines Werkes hörbar zu machen. Ähnlich sieht dies Christian Thielemann, wenn er sagt: »Wir haben die Noten, wie sie entstanden sind, die Biographie eines Komponisten – all das interessiert mich, aber es ist nicht wesentlich. Uns Musikern muss es darum gehen, die Wirkungsmechanismen des Klanges zu verstehen: Welche Akkorde, Melodien, Reibungen benutzt ein Komponist, um die Menschen im Publikum anzusprechen. Unsere Aufgabe ist es, diese Momente in den Noten aufzuspüren und zum Klingen zu bringen. So, dass wir Ergriffenheit schaffen.« Pathos ist für Christian Thielemann kein Tabu der Musik – es ist eine ihrer Triebfedern.

Zusätzliche Spannung erhalten die Konzerte dadurch, dass Thielemann und die Staatskapelle den beiden Brahms-Werken Hans Werner Henzes »Sebastian im Traum« gegenüberstellen. Eine Komposition, in der Henze dem Expressionisten Georg Trakl huldigte, dessen Worte »O! dann neige auch Du die Stirne vor der Ahnen verfallenem Marmor« zu einem Schaffensmotto für den deutschen Komponisten wurden. Mit diesem Werk erweisen Thielemann und die Staatskapelle nicht nur dem aktuellen Capell-Compositeur Hans Werner Henze ihre Reverenz, sondern stellen auch klar, dass ihr neuer Brahms-Zyklus sowohl im Bewusstsein der Vergangenheit entsteht als auch aus unserer Gegenwart heraus – vor allen Dingen aber mit dem Anspruch der Überzeitlichkeit.

Dokumentiert werden die aktuellen Aufführungen der Brahms-Symphonien auf CD und DVD. Sie werden Teil einer größeren Brahms-Sammelbox sein, die neben den Symphonien auch die Solokonzerte für Klavier (mit Maurizio Pollini, das 1. Klavierkonzert ist bereits bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht) und Violine (mit Lisa Batiashvili, erscheint Anfang 2013) beinhalten wird.

3. Symphoniekonzert
14. Oktober 2012, 11 Uhr
15. Oktober 2012, 20 Uhr
16. Oktober 2012, 20 Uhr
Semperoper Dresden

Christian Thielemann Dirigent

Hans Werne Henze
»Sebastian im Traum« für Orchester (2004)

Johannes Brahms
Symphonie Nr. 3 F-Dur op. 90
Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper

Live-Übertragung des Konzerts am 16. Oktober ab 20.05 Uhr auf MDR Figaro